Tagebucheintrag vom 18. Juni 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 190-191

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Montag, 18. Juni, Firmung in Dom III, höhere weibliche Lehranstalt. Keine einzige Uniform. Studienrat Morath [ ... ]. Oberstudienrat Kuhn betet vor , geht mit gefalteten Händen durch den Dom und am Schluß: Dankt für die Firmung und versichert mich auch im Namen seiner Kollegen „ihrer tiefen Verbundenheit.“

Bleyer, früher Lehrlingsheime, jetzt in Vorbereitung auf Doctorat. Berichtet über den Vortrag Günther
Wahrscheinlich ist der Rassenanthropolge Hans F. K. Günther gemeint.
in der Universität. Eine ungeheure Gespanntheit im Zuhörerkreis, jung und alt. War alles kirchlich, Aszetik, demütig ist jüdisch, dagegen das Indogermanische ist heidnisch, selbständig, greift nicht wie die Priester ins Gewissen ein. Er hat ein Manuscript, spricht furchtbar langsam. Ich antworte nur: Es wird gut sein, die weiteren Vorträge des Kulturbundes zu beachten, die Fakultät sollte etwas tun.

Gräfin Lambsdorff, immer noch in den gleichen Schwierigkeiten, rechnet, daß ein Mann Direktor wird. Andere Lehrerinnen haben größeres Gehalt.

Monsignore Weber von Buffalo und Herr Zimmermann, Laie: Waren früher schon hier. Jetzt in Fulda bei der Bonifatiusfeier. Schenken mir einen Packen Zeitungen!!

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Ein Pfarrer Ubique, Name [      ], war in Amerika, in Baden, glaubt die Stimmung überall zu kennen, wolle noch Märtyrer werden, versichert, daß viel mehr gegen die Regierung seien, - glaubt wohl, wir leben am Mond bis er uns informiert. Er habe zwei Kirchen gebaut, übers Wunder von Konnersreuth gesprochen.

Lujan: Hat sich plötzlich entschlossen. Bereits in Nymphenburg aber die Arbeiter auf dem Gerüst. Konstantin wird sicher durchfallen. In Altötting für meine Männer beten. Elisabeth Alfons wird bald heiraten, einen katholischen Grafen.

Präses Pichlmair: Übergibt einen Bericht zum zwanzigjährigen Jubiläum der Schwestern der heiligen Familie. Vom Leohaus persönlich und für den Verein schwer betroffen, wohl 150000 M. verloren. Sehr traurige Sache. Frey: Der Film habe ursprünglich mit Erfolg gearbeitet. Von einer päpstlichen Würde möge man absehen. Die diözesane Approbation als societas?

Wellenhofer - Sei berufen worden, ich weiß aber nicht mehr warum. Dann packt er aus mit seinem Piccoloklub und wird nicht mehr fertig. Ich bin so müde, er redet immer zu.

Robert Savaete vom Lager Buckelwiesen will mir erzählen, wie es gegen die Kirche geht, kommt aber über Allgemeines nicht hinaus. Schriftlich will er überhaupt nicht geben. Von Rom zurück, wo er den Papst gesehen, wollte aber eine Privataudienz. Man soll das Concordat kündigen oder wenigstens ein Ultimatum. Man fürchte die Kirche, aber später nicht mehr. Gegen den Glauben bei jedem Redner. Sein Bruder war Leutnant bei Hitler, jetzt Prokurator. Keine Unterstützung, er war von Pfarrer empfohlen. Kann nicht mehr vorgelassen werden, war in [ ... ] und bekam Rückflugkarte. Er habe große Beziehungen.

La Rosée: Erwin
Vermutlich ist Freiherr Erwein von Aretin gemeint.
frei. Gut aufgeräumt.

Vormittag Mallinckrodt: Seine Denkschrift über die Katholische Aktion. Ein Laie soll Vorsitzender sein, ich ernenne ihn hiermit zum Vorsitzenden, er soll aber mit Neuhäusler sich besprechen. Die wiederholten Sammlungen sind nicht möglich, das Volk ist zu arm, man wird es nicht verstehen - aber einmal vorerst für die Aktion eine Kirchensammlung vornehmen. Er ist wirtschaftlich unabhängig, weil vom Schwiegervater noch etwas bekommt, also nicht das ganze Gehalt braucht.