Tagebucheintrag vom 1. Mai 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 178,181

Dienstag 1. Mai. Nationaler Feiertag. Darum die Fahnen draußen Weiß Blau und Schwarz Weiß Rot. Schon am Vorabend auf Verlangen von Ethelreda und Friedbald. Bis zum Feiertag Abends 19.00. Nachts schlägt an mein Fenster. Es ist Gottesdienst sine Functione.

Mr. Fergg aus New Jork: Bringt Zigarren (25), einige Zeitungsartikel und fragt, ob er auch ferner schicken soll? Ja. Abrechnung wegen Testament Wacker – 300 und für die Auslagen 15. Er sei in Cherbourg sehr belästigt worden von der Europa kommend. Hier der Dollar nun 2.50, drüben 3.70.

Herr [      ] aus Kopenhagen, Katholik mit Empfehlung von Apostolischem Vicar Brems, war in Berlin bei Rosenberg, der größte Verachtung für die christlichen Kirchen hat, bei protestantischen Geistlichen, auch Niemöller, die treu ihrem Glauben gewesen sind, auf der Gesandtschaft.

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Ich höre mehr zu. Es wäre ihm gesagt worden, nur kein Interview. Er versprach Nein - und beteuert sehr, stehe, hier nun im Vertrauen“. Ich: Unheil, daß sie auf Kulturpolitik kamen, sogar Weltanschauung sein wollen. Wir wären bereit, in Aussprache einzutreten, aber wir sind nicht frei zu sprechen. Er legt mir meine Predigten vor, meinen Namen einzuschreiben mit Datum, Ich schenke ihm ein zweites Stück. Übersetzung? Ja, er will mit einem Jesuitenpater verhandeln, der die Verantwortung übernimmt. Will von hier nach Rom.

Baron Cramer-Klett: in Ettal habe er die Liste gesehen. Einladungen für Oberammergau, aber nur an politisch genehme Personen, nicht an französische Bischöfe, obwohl Weihbischof von Paris sich angesagt hat, nicht an österreichische Bischöfe, in Südamerika de Avila , der seinerzeit gegen Rom aufgestellt wurde. Dabei mein Begleitschreiben?

Herr Meißinger von Frankfurt, war mit Dessauer nahe gestanden und jetzt als Studienrat abgesetzt, aber Ruhegehalt. Gab Religion, Deutsch, Geschichte. In Straßburg bei Ficker Theologie. Jetzt in Prien. Mit einer Jüdin verheiratet, vier Kinder, das größte 24, an der Universität, also Halbjude. Durch seine Schuld. Wollte er Scheidung, gelingt aber nicht. Jetzt will er eine Frau Kemp heiraten -. Ich soll dem Pfarrer Jäger schreiben, daß er mit ihm Aussprache halte. Ein dickes, großes Manuskript über Deuterojesaja ich soll durchlesen - unmöglich die Zeit, und ist keine Gefahr, er will in der Schweiz drucken lassen. Ich frage, ob wirtschaftliche Sorgen? Das sei der Stunde nicht würdig. Er müße soviel von Ruhegehalt abgeben, daß nur noch 59 M. 50 bleibe. „Für die Kinder nehme er an“ 100 M. Darf wieder einmal kommen. Wollte von Dessauer erzählen, aber keine Zeit.

Pater Felix - Vater so schwer krank, daß nicht mehr zu besuchen. Ich wollte heute gehen. Aber den Segen soll er ihm mitgeben.

16.00 Uhr Venator wegen Romreise. Brief über Sitzung, Mitra ausbessern. Lichtbild mitgenommen. Mutter immer noch unerträglich.

Schulschwester: wegen einer Mitra. Lieber Handschuhe.