Tagebucheintrag vom 17. April 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 173

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Dienstag, 17. April. 7.30 - 10.30 Uhr Benediktion des Portiunculakirchlein der Schulschwestern in Pullach. Sonnig warm. Die SJ. vom Berchmanskolleg machen Dienst. Ich predige im Freien: Waldkapelle, kleine Kapelle. Nachher dauert alles furchtbar lange, der Kaffee, die Geistlichen warten im Freien. Schwester Hilda singt und flötet. Monsignore Bruckmayer fährt mit zurück, weil er doch den Hut gefunden hat.

Heute wie gestern, nach viereinhalb Monaten Winter, eine wahre Hitzewelle bis 26 Grad.

Regens Westermayr: Können nicht alle im Seminar untergebracht werden, darum etwa 25 in der Stadt. Respondeo: Die können sich nicht wehren gegen den Arbeitsdienst und verlieren dann ein Semester. Den Musiksaal als Studiersaal nehmen, eventuell zweimal celebrieren. Ammer zur Weihe zulassen? Doch zu bedenken, er wurde nicht absolviert.

Generalsekretär Clemens, Düsseldorf – hat in Augsburg einen glänzenden Jugendkurs gehalten. Überhaupt wachsende Begeisterung, 25 – 30 % sind abgefallen im letzten Jahr. Das Gerücht, der Verband sei finanziell am Ende wurde durch Rundschreiben widerlegt. Er arbeitet mit an der Jungen Front, die ich sehr lobe, ausgezeichnet geleitet und tapfer. Hier von den Jungen verteilt, überragend einfach. In Düsseldorf das Jugendhaus fünf Tage lang gestürmt, die Polizei nahm sich der Verfolgten nicht an, einer fast totgeschlagen. Wolker geht es besser. Mein Brief an Wagner sei dankbar aufgenommen worden. Respondeo: Die Voranzeige „entstellt“ und Dementi war schlimm, weil sie das Polizeiverbot brachte.

Bishop Kelley von Oklahoma: Spricht sehr schnell englisch, fast nur: Er habe von Rom eine Mission erhalten und die Englischen Fräulein in India gerettet, da sie im Krieg nicht ausgewiesen wurden. Er soll nach Nymphenburg und das dort erzählen. Sein Begleiter bittet um den Segen.

Studienrat Schilling hier, SPD, im Stadtrat mit Landgraf
Möglicherweise gemeint: Ignaz Landgraf.
, später mit Muhler. Will katholisch werden, weil seine Frau keine Ruhe findet, auch sein protestantischer Sohn, unabhängig voneinander. Er will Muhler die Genugtuung geben, ihn aufzunehmen. Er habe schwer gelitten, weil er den Glauben an Deutschland aufgeben mußte, aber von Bayern erwartet er alles. Mitarbeit der Emelka und deshalb viel im Ausland. Als außereheliches Kind verprügelt, darum wollte er für diese Kinder arbeiten. Eine Zeit lang Stadtkommandant, Kulturfilm.

Frau van Leer – Nach vier Jahren von Paz neu empfohlen. Das zweijährige, lungenkranke Kind in Oberstdorf für den Sommer. Hat graue Haare bekommen. Weint, weil vorgelassen. Die Juden so dankbar, besonders alte Mütterchen, – nun wisse, man könnte nicht mehr tun. Meine Versuche bei Epp. Über Baruch, Olga
Möglicherweise ist Olga von Arco-Zinneberg gemeint.
, Oldenbourg
Möglicherweise ist Rose Oldenbourg gemeint.
. Für die vielen Auslagen 200 M. und Psalmen und Zeitrufe.

15.00 Uhr Mitgliederversammlung des Nuntiaturbauvereins im Ordinariat. Höfner von Bamberg dabei. Wir beschließen und beschließen, und am 1. Mai wird die Nuntiatur aufgehoben.