Tagebucheintrag vom 12. April 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 170-171

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Donnerstag, 12. April, 8.00 - 9.35 Uhr Jahrestag für Cardinal Bettinger im Dom, voraus Vigil. Der Besuch in diesem Jahr besser.

Pater Neudorfer mit seinem Bruder, dem Nachbar in der Hypotheken-Wechselbank. Treuegelöbnis. Erbhofgesetz: Ein Bauer kann nicht 500 M. für den Sohn bekommen, der heiraten will, weil Erbhof nicht belastet werden darf und weil nicht gepfändet werden darf. Keine Einsicht in Pfandbriefe. In der Gesinnungsprüfung: Was halten Sie von den Adventspredigten des Kardinals. Ein Aufsatz: Jesus und Hitler. Gibt ein Postkartenbild von den Kindern, das eine kam gestern nach Landshut.

11.30 - 12.45 Uhr Beerdigung von Exzellenz Oscar von Miller am Neuhauser Friedhof. Die Leiche wird vom Deutschen Museum gebracht. Ministerpräsident Siebert begrüßt beim Warten und ich am Schluss ihn durch Hand erheben. Dekan von Sankt Benno begräbt ihn. Rühmt ihn als Menschen, das Wort Ritter kommt ein einziges Mal vor. Siebert spricht sehr kurz. Nicht nationalsozialistisch, wohl zwei Uniformen, aber noch alter Stil. Einer spricht von polytechnischem Verein und gibt nachher Weihwasser.

17.00 Uhr besuche ich Pater Coelestin im Schwabinger Krankenhaus. Zimmer 73 im zweiten Stock. Prinzeß Alfons hatte veranlasst ihn hierher zu bringen. Für den Tag 6.80. Gestern sehr lebhaft obwohl der Arzt nicht zu punktieren traut. Gerlach
Möglicherweise ist Rudolf Gerlach gemeint.
will 88000 M, die er dem Bischof von Chur gegeben, aber die Antwort: Im ganzen Vatican keine Aufzeichnung über dieses Anleihen. Dabei habe Gerlach
Möglicherweise ist Rudolf Gerlach gemeint.
Million gegeben, die Vaticanischen

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Gärten damit hergerichtet. Nehmen Sie mich auf als Leidensdiakon, habe immer so sehr verehrt. Macht culpa für sein ganzes Ordensleben.

Rudi Salat Geschäftsführer der Pax Romana. In Rom habe Dr. Stäbel gebeten, reine Religions[ ... ] Organisation der katholischen Studenten. Ob die Bischöfe etwas tun könnten? Respondeo 1) Wir können nicht organisieren was sie selber nach sechzig jähriger Arbeit eingerissen. 2) Es würde das Misstrauen doch politische Mächte vermuten. 3) Wohl aber Congregation und Zirkel. Salat ist geborener Bayer, jetzt in Fribourg. Verspricht, daß sie die katholische Linie streng einhalten werden.

Prälat Scharnagl: Bericht über Freising. Habe sich gegen mich gerichtet, gegen die Veröffentlichung des Briefes an Wagner. Eingabe wohl von Hartl. Ob über den Regensburger Anzeiger einmal Besuch zu mir – war schon da, aber Mittwoch. Ob er Verschmelzung von Postzeitung und Kurier? Ist eine Geschäftssache zuerst mit Manz zu verhandeln. Ob Warmuth Direktor im Begräbnisverein? Ich kann nicht in Personalfragen eingezogen werden, aber das Ordinariat: Es wäre gut, um das Vertrauen des Volkes zu erwerben, einen bekannten katholischen Namen.