Tagebucheintrag vom 25. März 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 161

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Sonntag, 25. März 1934. Palmen Sonntag. 8.00 - 10.35 Uhr Weihe und Amt im Dom. Nicht sehr kalt.

Alumnus Ammer: Hatte eineinhalb Jahre ausgesetzt, in Freiburg im Caritasstift, habe aber den Beruf aufrechterhalten. Jetzt in Freising von den Weihen zurückgetreten – will jetzt mit dem Kurs geweiht sein. Respondeo: Unmöglich, weil Priesterweihe schon in fünf Wochen. Soll dort mitstudieren, dann später die höheren Weihen und etwa September oder Oktober die Priesterweihe. Er wisse nicht wohin in den Ferien. Ich muss auch die Auswirkung auf andere im Auge behalten. Professor Keller habe erklärt, er dürfe sich auf ihn berufen.

Professor Blessing Heidelberg: Zuerst im Gefängnis, weil er 126 M. unterschlagen, die sich später wiederfanden auf der Bank. Daraus wurden 50000 und 150000. Der einzige Katholik der Tat und Zentrumsmann. Man will ihn rehabilitieren, mit voller Gehaltspension, Geheimratstitel geben, aber sein Anwalt ein Nationalsozialist. Will die Wiedereinsetzung, dagegen die Stud. Respondeo: Es gibt keine Ruhe. In Ehre in Pension gehen und Privatpraxis. Sein Anwalt: Ich könnte gewiß mit dem Führer sprechen und eine Aussprache mit ihm vermitteln . Respondeo: Unmöglich. Aussprache mit dem Führer wird mir verhindert. Ich würde sie nicht verklagen, aber sie fürchten es.

Arco Valley mit Schwiegermutter Arco Zinneberg und Braut: Erzählt, wie er zwei Monate in der Ettstraße war, dann in Ehrenhaft bei Pfetten, dann mit diesem nach Schrobenhausen ins Gefängnis ging, dann frei gelassen wurden („wenn er einmal wieder in Wut kommt...) Dann von Himmler einen Brief erhielt: Uneingeschränkte Freiheit, daß er niemals in Wort oder Gesinnung gegen die neue Regierung sich stellt – läßt diesen Brief wie einen Paß aufzeigen. Schaut meine Fenster an. Gibt eine bayerische Hochzeit. Wollte früher eine Bauernkundgebung hier.