Tagebucheintrag vom 18. Februar 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 148

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Sonntag, 18. Februar, Prima Quadragesima. 7.00 Uhr im Dom, ziemlich kalt, aber viele Kommunikanten.

Vormittag über der Predigt, die nochmals ganz umgeworfen wird, weil ich keine darauffolgende Aussprache haben will.

17.00 Uhr in Sankt Michael Papstpredigt. Übertragen nach Bürgersaal und Studienkirche, wie eine Völkerwanderung – ich weiche aus und fahre im Turm ein, Eingang durch den Hof, ebenso dort heraus, bald nach der Predigt, damit nicht so viele Leute da sind. Ich war schon zu Hause und vor dem Haustor warten noch Zweihundert, die zum Jahrestag der Consecration grüßen wollten. Mir sind die Ovationen zum Ekel, weil in der gleichen Promenadenstraße acht Tage lang die Schmähartikel von Xylander im Herold aufdringlich angeboten und gelesen wurden und ein ewiges Schimpfen auslöste und die „Treuen“ hatten kein Wort dagegen. Predigt bis 23.00 Uhr, weil diktiert, aber nicht in die Zeitung gegeben, auch nicht in Schönere Zukunft und Kath.– Ich muß jetzt ein paar Tage Ruhe haben. Nur drei Tage lang keine Predigt, keine Denkschrift – Ruhe = Statt der Ruhe wieder eine Flut von Briefen und Blumen und Gedichten, weil die Kirchenzeitung den 23. Jahrestag der Bischofsweihe erwähnt hatte, also wieder den Pult voller Papier. Die Nacht wie gewöhnlich fast ohne Schlaf, weil ich nicht durch das Seitentor herauskam, haben sie dem Kronprinzen zugejubelt, das Hos(anna, Cruci)fige Volk.