Tagebucheintrag vom 30. November 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 116

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Donnerstag, 30. November. Vormittags der erste Schneewirbel.

10.00 Uhr eine Stunde zum Zahnarzt.

Graf Soden: Warum er nicht mehr beim Kronprinzen sei. Schon im Sommer zu Guttenberg: Soden wird nicht bleiben können, weil Hindernis für eine Verständigung mit den Nationalsozialisten, für einen Besuch von Hitler. Im Oktober erklärte ihm der Kronprinz plötzlich mit Tränen: Wir müssen uns trennen. Aus den eigenen Reihen seien die Angriffe gekommen, er meint Guttenberg und Erbprinzen. Ein General
Hierbei dürfte es sich um Ludwig von Vallade handeln. Vgl. dazu Weiß, Dieter J., Kronprinz Rupprecht von Bayern. (1869 - 1955). Eine politische Biografie, Regensburg 2007, S. 284.
habe Hindenburg gefragt, ob nicht Hitler und Rupprecht einmal sich sprechen wollen. - Nach einiger Zeit ließ Hindenburg sagen: Nein. If
Bisher nicht eindeutig entschlüsselte Abkürzung Faulhabers. Meist scheint sie ihm dazu zu dienen, sich selbst als Sprecher zu kennzeichnen.
jetzt verstehe ich warum in der Rede vor der Wahl: Er habe Besuche abgelehnt (dachte früher, sei für Nuntius und mich gesagt). Inzwischen neu, was Fugger über Gleichschaltung sagte: der Adel eingeordnet, Unterschrift ob von der Monarchie abrücken, einige wollen lieber austreten. Ob das nicht dem Kronprinzen gesagt worden? Nein. Teilweise sehr ergriffen. Er sei bereit für die Kirche zu arbeiten.

Nachmittag Elisabeth Moy: Mutter wird immer kränker. Mir wäre bang, wann sie zu mir kommt. Ganz krankhaft. Kann jetzt nicht nach Kochel.

Generalvicar: Unser Trio: Muhler mit den zwei Kaplänen
Es handelt sich um Georg Sollacher und Oskar Thaler.
seit gestern in Stadelheim wegen Äußerungen über Dachau, - wenn doch die Geistlichen ruhig sein könnten. Sandkuhl- muß noch berichten, ob die Jugend beruhigt. Auffallend, daß gleichzeitig die Anfrage kommt wegen höherer Lernanstalt Religion - dann morgen von der Suspension freigesprochen. Rossberger trotz längerer Aussprache auf der politischen Polizei nicht freigestellt: Wir können ihn nicht seiner Stelle entheben, weil wir damit ein Urteil und eine Verurteilung sprechen vor dem staatlichen Urteil.