Tagebucheintrag vom 1. November 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 102

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1. November, Allerheiligen, aber kein Ruhetag, kein Feiertag. 7.00 - 8.00 Uhr Predigt in Eile skizziert. 9.00 - 12.00 Uhr Benediktion des Winthirkirchleins in Neuhausen, die vor zwei Jahren einstürzte und jetzt neu erstand. Ich predige, was das Winthirkirchlein den Toten und den Lebenden sagt. Regen. Die Predigt war in der Pfarrkirche. Am Schluß, während wir im Regen stehen, noch langes Lied und Gedichte. Dann im Pfarrhof, wo Kirchenverwaltung kommt und die Geistlichen.

12.00 Uhr Direktor Marschall über Rundfunk und Film, siehe besonderes. Er ist in Cöln abgebaut, weil vom alten System, jetzt in Düsseldorf und will der Vertreter des Episkopats werden. Dann aber kommt er auf alle möglichen Fragen: Wie es mit der Liste der Vereine stehe, wie mit dem Sterilisierungsgesetz (ist gegen eine öffentliche Kundgebung in dieser Sache), sogar, ob eine Kundgebung zum 12. November wohl erfolge. Ob die Wahl im positiven Sinne erfolge? Darauf keine Antwort, sondern ich stehe auf.

Quardian von Sankt Josef - Im Auftrag des Provinzials, vertrauliche Anfrage, wie zu den Wahlen stehen soll? Respondeo: Man kann ohne Gewissensbedenken mit Ja für den Frieden stimmen. Man muß nicht die gesamte Politik oder Austritt aus dem Völkerbund bejahen, sondern nur Frage Frieden und Gleichberechtigung. Gegen die Klöster würde im anderen Falle ein Sturm entstehen. – Den würden wir auf uns nehmen, wenn gegen unser Gewissen. Etwas anderes, die Wahl zum Reichstag. Das ist Parteipolitik, darüber spreche ich nicht. Die Bischöfe stehen in Verhandlung, ob eine Anweisung. – Darüber ist er nicht erbaut.

16.00 Uhr für fünf Minuten Maria La Rosée, war krank. Emanuel von den Exercitien bei Neipperg, Heidelberg zurück. Dort einer Einkleidung beigewohnt. Hat einen Bund mit einem Probejahr.

Schwester Fidelis zusammen mit Pfaffinger: Trägt Gedicht vor über Weisse Blume. Zeigt stolz das Couvert mit 1000 Mark von Rottenburg .

Den ganzen Tag in einem furchtbaren Tempo gearbeitet: Brief an Gröber, an alle deutschen Bischöfe, ein anderes Schreiben an die bayerischen Bischöfe. Wahlkundgebung Vorschlag. Katharina kommt nicht zu Toties - quoties, Sekretär kann nicht Vatergrab besuchen, nun fehlt ihm Schwärze und Papier.

Abends 21.00 Uhr Brevier.