Tagebucheintrag vom 27. Juni 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 67

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Dienstag 27. Juni, Firmung in Sankt Josef. Viele Kinder zu segnen.

Graf Thun - Hohenstein: Habe heute von Papen an der Bahn gesehen, der nach Rom reist, der ihn zu mir schickt: Bischof von Eichstätt sei von Rom für den trattato abgelehnt, dagegen Erzbischof Gröber. Ob daran von hier aus keine Schwierigkeit gemacht würde? Nein (Ich dachte nicht daran, daß wohl die Nuntiatur gemeint sei). Man hoffe in wenigen Wochen fertig zu sein. Ob die Länder gefragt werden? Nein. Er berührt noch die Frage wegen einer rein katholisch eingestellten Presse hier: Er habe mit dem Pressverein verhandelt – Ich halte zurück und sage nur, der Pressverein fürchtet für seine Zukunft. Er wird heute Mittag weiter verhandeln, ähnlich wie Germania. Die mehr Freiheit haben sollen als die Parteipresse. Geistliche nicht politisch tätig – Aber hier rechnet man Eintreten für Bekenntnisschule als Politik.

12.00 - 13.00 Uhr Kommissar Seidler. Wegen Delikten von Geistlichen, ein großer Akt. Werde Buchwieser vorlegen. Brief von Kaplan Roth.

Die letzte Nacht im Haus große Aufregung, weil man mit der Schutzhaft rechnete. In der Kirche Sankt Josef schauten die Leute alle so mitleidig und traurig mich an.