Tagebucheintrag vom 10. Juni 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 61

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Samstag 10. Juni, wieder ein schwerer Tag, Tiefdruck und Regen, schwere Besuche und dabei Predigt machen. Vier Gesellen im Hause zum Gesellentag , gehen früh in die heilige Messe.

10.00 Uhr, jene vierzig Gesellen und sieben Präsides aus Holland besuchen mich, darunter zwei Franzosen, lesen eine Adresse vor. Ansprache. Dann im Hofe photographiert.

Abordnung vier Mann für den Pressverein: Reichsminister Schätzel, Staatssecretär Frank, Graf Arco Zinneberg, Bankdirektor Mößmer, gestern Sitzung, die Blätter des Pressevereins, besonders Bayerischer Kurier arbeiten mit Deficit, ich möge sagen, wo man dafür Hypotheken bekomme. Plan, einen Abklatsch der Germania hier zu gründen. Ich weiß von Leohaus, daß Geld nicht zu bekommen ist. Alles, was Partei ist, wird vernichtet werden. Wagner: Nicht gegen Marxismus, sondern gegen Volkspartei. Also neu einstellen. Plan, eine Jugendschrift (nicht gesagt, von wem), Plan, eine katholische Wochenschrift – aus dieser Erkenntnis heraus, von anderen Plänen nicht gehört. Aber auffällig, daß ein Herr (Himmelreich nicht genannt) im Zug mich gesprochen, aber nicht von Zeitung. Frank, der meist das Wort führt, sehr empört: Die Bischöfe müßten etwas tun. Dann Politik, es breche ja doch zusammen. Schätzel: Sie müssen Schulden machen, außenpolitisch – Ich rede bei der Politik nicht mit. Ob nicht Typ Kirchenzeitung? Ob das Privateigentum von Müller, wie im Klerus gesagt wurde – darüber Frank wieder sehr entrüstet. Es wäre auch manches zu beanstanden: Nicht einmal Radio, sie gehen sehr unbefriedigt fort, Frank im Hinausgehen, er habe nichts anderes erwartet. Ob ich mit Papen sprechen wolle.

Weeser-Krell – bringt eine Zeichnung von Freising, nimmt aber dann 100 M. gerne entgegen. Seine Frau von Freising, er habe Bestellungen gehabt, aber wieder zurückgenommen.

Vicekanzler von Papen: Hält heute Abend bei den Gesellen einen Vortrag. Begleitet von Savigny, der im Vorzimmer wartet. Er sei mit dem Reichskanzler in zwei Stunden sieben Minuten heute hierher geflogen. Über den Gesellentag.