Tagebucheintrag vom 20. Juli 1932Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10014, Seite 139,140

Mittwoch, 20. Juli: Zwei Don-Bosco-Schwestern (Salesianerinnen), von Jägerhuber geschickt. Ich mache Vorhalt: Ich wußte nichts davon, daß sie in München seien, bis der Brief kam: Sie würden über die dummen Bayern schon Herr werden. Obwohl sie schriftlich versprachen, keine Niederlassung zu gründen, haben sie doch Kaulbachstraße 62 a ein Haus gekauft. Ich erkläre: Ich bin nicht gegen eine Niederlassung in München, aber ich bestimme den Zweck: Fürsorge für weibliche Jugend, Gegenstück zu Thalkirchen. Sollen mir ihre Papiere schicken (darin steht Franziskanerinnen). Seinerzeit genehmigt, weil sie Studentinnenheim unterhalten wollten.

10.30 Uhr Gegenbesuch bei Cardinal van Rossum, der eine Karte abgegeben hatte, bei den Redemptoristen. Führen mich hinauf, er kommt in einer Minute. An der Tür: Reserviert. Sie könnten mich nicht in ein Zimmer führen, also gehe ich wieder weg.

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Fürst Löwenstein: Ob Cajetan Spreti aus der Adelsgenossenschaft gestrichen werden soll? Ich würde jetzt nichts weiter unternehmen, als eine Erklärung von ihm erlangen, daß er nicht die kulturpolitischen Ziele mitmache und vielleicht später durch diese mitmache bei Gesetzesvorlage. Ob ich nicht glaube, daß Dreiviertel von Bayern für die Monarchie wären? Ich merke nichts davon. Das sind Illusionen, auch mit Rhönreise.

Prälat Scharnagl 1) Zangberg. Wie die Hollbank dazu kam, meinen Namen auszuspielen. Die Bank gibt eine Erklärung ab. Es sei so Sitte. Ministerium will statt Nötscher jetzt Stummer vorschlagen, aber sein Nachfolger? Pretzl? Dürr? Übergibt ein Buch über die Presse von Naumann und wird ihm antworten, er wird Amtsblatt es besprechen. Der nationalsozialistische Wahlfilm Kirche und Staat.

Albrechtskirchinger Gratulation. 1) Lehrer Mitglieder von Normannia, mehr als ein halbes Dutzend, auch Doctores, sind dem Bayerischen Lehrerverein beigetreten. Das ist grundsätzlich abzulehnen. Ich will der Sache nachgehen, nicht offiziell beim Bischof, sondern einmal bei Gelegenheit bei Normannia. 2) Für den Katholischen Lehrerverein nicht gut, daß bei der Congregation auch Mitglieder von Bayerischem Lehrerverein aufgenommen werden. Dagegen nichts zu machen. Wohl zu hoffen, daß sie nach und nach im Bayerischen Lehrerverein Einspruch erheben.

Landesbaurat Scheuplein , von Straßburg her bekannt. Cartellverband nicht ein Hochamt am 6. August, sondern Messe mit Ansprache.

Nuntius: Die 4 300 M. von Würzburg, seien also zu seiner Disposition. Also ihm übergeben. Ich werde mich an den Vorstand wenden. Vom Concil: Canon 1332 wird durchgeführt (Katechismus dem Volk erklären): 1) Unsere Predigten vielfach Katechesen. Confer meine Ausgabe. 2) Auf dem Land die Christenlehre, wo auch Eltern sind, und Kinder bis 18 Jahre. 3) Im Amtsblatt noch einmal darauf hinweisen.

Nachmittag Besuch im Postulat - wegen der Möbel Struppe.

Abends spricht Brüning hier im Wahlkampf.