Tagebucheintrag vom 8. März 1931Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10014, Seite 23

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Sonntag, 8. März: 7.00 Uhr im Dom. Sehr kalt. Viele Kommunikanten.

Regens Dr. Fuchs: Hat seine Doktorarbeit an Cardinal Ehrle geschickt und darauf ein sehr schmeichelhaftes Antwortschreiben und das Angebot: Rectorat am Campo santo erhalten. Sein Bischof entscheide sich nicht. Respondeo: Das Vorschlagsrecht der drei Erzbischöfe. Vertraulich: Ihr Vorschlag nicht angenommen. Und Vicerector (das geht nicht mehr, Ehrle habe auch geschrieben, es müsse unbedingt Schluß gemacht werden). Der künftige Rector hat es sehr schwer, weil Professor von Breslau Münster übergangen wurde, und er persönlich, der nicht in Rom studierte, die Sprache nicht kennt. Der Einfluß der Diplomaten wieder zurückzuweisen. Hausordnung durchzuführen, die Verwaltung ... so erleichtert atmet er auf und dankt mir, sein Entschluß sei jetzt fest. Bleibt zu Tisch und dankt nachher nochmals.

Geheimrat Kress, Landgerichtspräsident, überreicht sein Buch „Ist der bayerische Staat zu den Leistungen an die Geistlichen rechtlich verpflichtet“ - also gegen die freiwilligen Leistungen. Dabei aber etwas unsicher in der Begründung. Meurer hat die andere Auffassung verschuldet, Goldenberger sei aber innerlich nicht davon überzeugt.

Dr. Gerlich nach langer Einleitung und unter zwanzigmaliger Berufung auf die Ekstase von Konnersreuth: Auch als Beamter, weil er nur 600 M. habe, sei er wieder zur Zeitung zurückgekehrt: „Sonntag“, gedruckt bei Müller und Sohn (so wie das seine Ehe in Ordnung bringen könnte ...) in einer bezahlten Auflage von 80 000 (sonst 110 000) will er „umstellen“, sei besonders nationalsozialistisch, ein Fürst hat ihm geschrieben, er falle um - und das ist einer vom Kreis Konnersreuth. Er brauche 180 000. Ich selber kann nicht geben, kann nicht mal die Häuser hier kaufen. Eine Empfehlung für den Bischof von Sankt Gallen? Das will ich tun.

Kurat Wellenhofer: Will ein Piccolo-Fest feiern nach fünf Jahren - Ja, komme. Berichtet, daß viele Besucher kommen, in anderen Städten nachgemacht. 100 M. Meinen Namen in sein Gästebuch einschreiben.

16.00 bis 18.30 Uhr Vincenz-Zentral-Verein im Vincentinum. Orff ist krank, also leitet Pater Ludger. Einzelne Berichte sehr lang. Grunertshofen: Im Sommer haben sie Löcher am Fuß, im Winter am Kopf. Viel Milch und [ ... ]. Weniger Ausflüge. Von einem Baum zum anderen. Ein Brand etwas noch Schrecklicheres als die Schule. Zu Fuß heim. - Werktätige Loge hier gegründet?