vorheriges Dokument nächstes Dokument

Tagebucheintrag vom 1. Januar 1931Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10014, Seite 3,4

Text+KommentierungNur Text
Incipit 1931.

Iube Domine benedicere.

Du Auge Gottes, leuchte über uns! / Du Herz Christi, verzeihe uns! / Du Kreuz Christi, stärke uns! / Du Hand Gottes, führe uns.

7.00 Uhr im Dom, mit vielen Kommunikanten. Die erste heilige Messe des Jahres zu feiern.

General Müller und Frau wie alljährlich. Franz in Gmund ist gesund. Der Pfälzerstein soll entfernt werden.

Monsignore Gerg im Namen des Ordens. Nur ein wenig Geduld für Seligsprechung, aber hoffen wir, daß einen großen Schritt weiter.

Frau Landgerichtsdirektor Sambeth - religiös tief, aber unlauteres Gemüt. Bittet um Gebet und Segen.

Familie Zahner: Die beiden Kinder im Nähmaschinenbetrieb und andere Büro. Er selber bastelt den ganzen Tag Radio, geht nicht mit spazieren - fragt nach dem Vaticansender. Aus Amerika zurück, als die Kinder zwei Jahre alt waren, weil Mutter das Klima nicht vertragen konnte. Über den Bruder in Fulda. Bleiben ziemlich lang - einmal sollte ich ein Bild schenken.

➥ Seite 4

Baronin Geier mit den Kindern. Hofft immer noch auf das Bild von Gasparri und denkt jetzt an etwas Neues.

Baron Engert, österreichischer Generalkonsul. Neu hierher gekommen, war in London (Nebel und gute Polizei) und Sofia.

Zwei polnische Consuln Ladoš und Miszke, neu. In Süddeutschland, das hierher gehört, 20 000 Polen, meist nur ein paar hier und dort. Also unmöglich alle zu besuchen. Einen oberschlesischen Geistlichen, der beide Sprachen spricht, kommen lassen? Er meint, ein Doctorand hierher und Sonntag dann hinaus.

Comte d'Ormesson - über Nationalsozialismus. Man sei im Ausland mißtrauisch. Charost gestorben.

Spanischer Consul Caballero mit Frau: Sind sehr lange geblieben, bis 13.45 Uhr. Über Lage in Spanien. Er ist sehr pessimistisch und glaubt, Moskau stecke dahinter. Franco sei beleidigt. Rivera leider nicht mehr da.

15.30 Uhr Dr. Venator - kurz über Gewissensfrage. Predigt von Silvester durchgesehen.

17.30 Uhr Schluss der Ewigen Anbetung im Dom. Wieder großes Aufgebot von polizeilichem Schutz. In der Ecke eine Gruppe in grauen Staubmänteln - die keine Kniebeuge machen und mich scharf beobachten, aber vielleicht werde ich argwöhnisch.
vorheriges Dokument nächstes Dokument