Tagebucheintrag vom 6. Oktober 1930Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10013, Seite 170,171

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Montag, 6. October. Pfarrer Krauß von Rottenbuch: Herzleidend, aber wegen der Kinder im Pfarrhof nicht resignierend. Also Hilfspriester. Ja. Finanzierung aus dem Emeritenfonds. Übergibt sein Büchlein über die Kirche.

Studiosus theologiae Fellermeier ins Germanikum. Den Fragebogen hatte er bereits von Dr. Weißthanner erhalten. Er meint, andere seien würdiger, - das Urteil steht auf meiner Seite. Für die Mutter ein Opfer (Vater im Krieg gefallen), aber finanziell soll sie nicht belastet werden. Darum 400 Dollarstipendien von Winterstetter, und 300 M. (100 Depositum, 150 Handgeld, 50 M. für die Reise), für spätere Jahre werden wir sehen. Er ist sehr bescheiden und dankbar, möchte allerdings nicht alleine hin, - er will das Vertrauen rechtfertigen.

Pater Rupert Mayer: Gruß von Erzherzog Josef
Es könnte sowohl die Erzherzoging Maria Josefa als auch der Erzherzog Joseph August Viktor Klemens Maria von Österreich gemeint sein.
. Ein Pfarrer aus Württemberg so weit, daß er übertreten will, aber wovon leben? Katechet kann er nicht werden, weil der Geist bei den Kindern sich ausdrückt. An Albani schreiben. Andere sagen: Warten, es kommen noch andere mit, mit ihren Gemeinden? Innerlich katholisch, hat gefragt, kann er sich das Gewissensurteil bilden. Das meint auch Pater Rupert, Ertl wird kommen, neuer Bezirkspräsident.

Theologus Pfaffenberger - ob ins Germanikum? Sein Vater nicht mehr so dagegen (Weißthanner hatte mit ihm gesprochen), aber der Arzt rät ganz ab davon - wegen seiner Nerven. Scheint berufsunsicher. Also nicht der Wille Gottes. Erledigt.

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Kaplan Schöttl - ob in Campo santo? Siehe früher, Er hat zu wenig Vorstudien in der Geschichte, um dort eine Arbeit zu beginnen. Ist auch sehr glücklich in der Seelsorge. Also hier bleiben. „Vielleicht später“ - davon können wir heute nicht reden.

Robert Linhardt - übergibt sein Buch „Vom idealen Leben“. Weiß, daß das Ministerium bereits bei mir angefragt hat. Ob er das Vertrauen seines Bischofs habe? Drei Vorfragen: 1) Warum er seine Habilitation solange hinausgeschoben. Walter drängt nicht. Für dieses Semester habe ich versprochen. Er arbeitet an der Sozialethik des heiligen Thomas, geht aufs Ganze und wird nicht fertig. Er soll einen Teil nehmen, das erste Kapitel, das Pflichtmaß bis Ende Januar. 2) Ob er bereit sei, in Zeitfragen der Wirtschafts= und Gesellschaftslehre volkstümlich mitzuarbeiten. Beispiel Laros und Sterilisierung. Die Moralprofessoren lassen uns im Stich. Ja, aber nicht die ersten vier Semester. 3) Im Kolleg in einem festen Diktat ein festes System geben. Ja. Bei Kuhn die Allgemeine Moral. Die Herren müssen etwas Festes haben. So hat er das Vertrauen des Bischofs.

Frau Landgerichtsdirektor Sambeth - in dieser Woche ein Besuch nicht möglich. Aber im November.

Fräulein Hacker: Immer herzkrank, soll Stock nehmen oder festen Schirm. Läßt Paramente für die Diaspora weihen. Redet sehr lange herum. Wenn krank, werde ich sie besuchen.

14.00 Uhr, der neue Schrank in der oberen Kapelle sehr schön geworden.

16.00 Uhr Familie Leopold: Gisela und Schwiegertochter, Georg, der gestern von der Reise zurückkam, und Conrad.

Ein Arbeiter, der den Opernapparat wieder abholt, der früher vom Postministerium gestellt wurde.