Tagebucheintrag vom 26. März 1930Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10013, Seite 130-131

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Mittwoch, 26.3. Wieder ein heißer Tag. Bis 10.30 Uhr diktiert, besonders Rituale.

10.30 Uhr Oberst Hoderlein von den Neunern Würzburg, hier zur Kommunion einer Enkelin in Sankt Achaz. Über die Anwärter der Reichswehr und Polizei - die letzten drei Jahre Schule. Die Erfindung von Marconi und Flugzeuge. Ein Bild für seine Enkelin.

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Marie Buczkowska - bringt Liste für Ostern, Societas Religiosa. Vesperpsalmen.

Pater Erwin, Capuziner - über die Benediktion der neuen Kirche der dermatologischen Klinik.

Cavaliere Müller, Vicekonsul Ecuador, zu einem Kurs nach dem Haag gerufen - hatte schon geschrieben, er hätte vom jetzigen Papst noch keine Anerkennung. „Es ist allerdings nicht möglich, allen eine Anerkennung zu verschaffen“. Über ein Buch über Völkerrecht. Keinerlei Zusage gegeben, immer ausgewichen. Es scheint bald etwas zu kommen von Rom.

Graf Oberndorff: Seine Tochter in Arcachon bei Bordeaux in der Schule der Dominikanerinnen, also Religionsunterricht. Dank für Manuskript über Ludendorff und Kriegsende.

Prälat Scharnagl: Soeben habe er das Breve als Dekan vom Nuntius erhalten, dankt für Vorschlag. Wann eintreten? Bald nach Ostern. Die Funktion des Dekans. Das Mandat eventuell bis zur nächsten Wahl. Eventuell eine Zeit lang die Professur. Er verspreche Treue und harmonische Mitarbeit. Stehend noch: Held vom Auswärtigen Amt auf Drängen des Sowjetgesandten interpelliert worden, daß er unserer antibolschewistischen Versammlung beiwohnte. Die Reichsregierung macht nicht ernst gegen die Bolschewisten.

Nachmittags 15.00 Uhr Mitgliederversammlung vom Nuntiaturbau - nicht sehr weltbewegend.

Pfarrer von Kirchheim - über sein Pfarrkind Alumnus Gigl. Er habe sich sehr gut geführt. Er bittet um die Weihe bis 29. Juni.

Eine Stunde später Alumnus Gigl selber - eine ganze Stunde lasse ich ihn reden und stelle Fragen, siehe besonderes.

18.00 Uhr bei Zahnarzt Goldschmitt - wieder eine Stunde.

Abends 20.00 Uhr die Post aufgemacht vom Morgen.

Abt von Scheyern: Firmung in Scheyern im Herbst, weil jetzt nicht möglich. Sankt Ottilien war in Gefahr des Bankrotts. Die Wälder in Steiermark, die für dreieinhalb Millionen nicht verkauft werden konnten, wurden ihnen für neun angeboten und dann für sechs Millionen gekauft. Jetzt in jedem Jahr 150 000 drauflegen. Baron Cramer-Klett hat seine Zusage für Chiemsee zurückgezogen. Gottesdienst in der Ottilienkapelle? Ich habe nichts dagegen, wenn der Pfarrer davon weiß.