Tagebucheintrag vom 18. September 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 110

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18. September, 11.00 Uhr, Prinzeß Hildegard mit TT: war nicht abgereist und hatte die Idee, das Schloss Wildenwart an Preußen zu verkaufen.

Geistlicher Rat Gilg von Sendling: Reinschrift der Statuten genehmigt. Er selber wolle nicht Vorsitzender werden. 100 M für Ausgaben.

Dr. Hafen, Speyer: Seine Schrift über Codex iuris canonici erlaubt, weil Schioppa ihm das letzte mal dafür dankte.

Heute Nachmittag 15.00 Uhr auf dem Max-Josefplatz mit Graf von Maxlrain die Rückfuhr der Geiselmörder beobachtet: Eben wurden im Justizpalast sechs zum Tode verurteilt
Es handelt sich um: Fritz Seidel, Johannes Schickelhofer, Josef Seidl, Johann Fehmer, Georg Pürzer und Johann Ridl.
, voraus und hintendrein ein Lastauto mit Maschinengewehr, in der Mitte zwei schwarze Zeiserlwagen. In der Stadt seit Wochen die Gerüchte einer neuen Revolution verbreitet, alles wartet förmlich darauf und ist am Abend enttäuscht, weil es ruhig blieb. Daß diese Geiselmörder nicht befreit wurden und gar kein Versuch heute gemacht wurde, zeigt daß ihre Anhänger für die nächste Zeit nichts vorhaben.

Abends ein Gewitter: Ich glaube zuerst, Stadelheim wird mit Artillerie beschossen.