Tagebucheintrag vom 5. April 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 71

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5. April 8.30 - 9.00 Uhr Subdiakonat an sieben Franziskaner, die alle im Feld waren.

10.00 Uhr Birkenfeld, die plötzlich abreißen muss und morgen in keine heilige Messe kommen wird, mit Tonie
Möglicherweise ist Antonie (genannt Tonie) Tänzl von Tratzberg gemeint.
zusammen, die wieder eigens sprechen will.

Oberlehrer Fürst, aus dem Elsaß ausgewiesen, zur Zeit Kreisrealschule, hier aushilfsweise erzählt lange, wie es in Bischweiler gegangen, wie sein Haus als Maison boche bezeichnet wurde und der Pfarrer Zimmermann viel für ihn tat.

Nuntius wegen Pfarreibesetzung, dann sehr pessimistisch über die Lage, will vermutlich, ich soll Weggehen anraten. Seit gestern, auf den Anstoß von Augsburg, Tag und Nacht Beratung, ob die Räterepublik auszurufen. Wieder eine unheimliche Atmosphäre. An der Staatsbank ein Rennen wie an einem Bienenkorb. Nachmittags in der Maximiliansstraße Anschläge, Geander oder Spartakus, und aus dem Militärauto Zettel verteilt: Die ganze Industrie hat zwölf Milliarden, Rothschild allein vierzig. Am Abend wissen wir nicht, was die Nacht und der Morgen bringt, man rechnet mit der Ausrufung der Räterepublik.