Tagebucheintrag vom 7. März 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 60-61

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7. März, Divisionspfarrer Dr. Foohs von Würzburg. Ob er sich um Neustadt, Religionslehrer-Stelle (Donauer gestorben) bewerben soll. Respondeo: Die jüngeren Divisionspfarrer sollen activ bleiben, damit wir Militärseelsorge retten. Warum er nicht in Würzburg bleibt, nicht recht ersichtlich. Ich warne, ob es so leicht sei, hier im Kloster unter zu kommen. Er will aber noch etwas warten, weil vielleicht Augsburg frei wird.

Zum Geburtstag schrieb Kaufmann Hauser, Emil-Riedel-Straße 9, „ein aufrichtiger Verehrer".

August Rockelmann, Pfandhausstraße 4, schickt 20 M. und das Gelöbnis der Treue in dieser hasserfüllten Zeit.

Gräfin Moy
Vermutlich ist hier Elisabeth Sophie Maria Moy de Sons gemeint.
aus Obenhausen: Mit der dankbaren Liebe und Verehrung, die sie umgibt. Der Krieg hat viel Leid gebracht, aber man hat es stolz und frei getragen, jetzt aber soll man verachten, was man hoch gehalten. Und doch Glauben, daß Draußen noch Gutes entsteht. Wie weh muss ihnen das Läuten der Glocken getan haben. Halten Sie Ihre väterliche Hand über unsere Marie
Wahrscheinlich ist hier Maria de la Rosée, die Tochter von Elisabeth Moy de Sons, gemeint
.

Rosa Niederhuber, Holzstraße 2, schickt Paket Kerzen. Früher wäre ich nie so kühn gewesen, aber jetzt da andere die Priester verhöhnen, darf ich auch zeigen, daß Ehrfurcht und Treue nicht ausgestorben sind. Da aus ihren Reden viel Liebe zu ihrer Mutter spricht, bitte ich meiner Mutter im Gebet zu gedenken.

Trude Boßlet hat von ihrer Großdeutschen Jugend nach zehn Tagen über 500 Broschüren verkauft. Wir haben unser Vaterland lieb trotz allem, und wenn der Föhn auch noch so stürmt, es muss ein Frühling kommen.

Freifrau von Stengel: Will die Kinder für mich beten lassen.

August und Lotte Klein, Heßstraße 58/II: Gerade in den stürmischen Zeiten möge Gott seine Hand über den, unseren Oberhirten halten.

Schwester Richardis, „Rotes Kreuz“, schreibt einen sehr schönen und traurigen Brief, ist Marienkind und, wie scheint, Malerin. Ich schicke ein Bild vom Schützengraben. Sollte sie einmal kommen lassen.

Geistlicher Rat Pölzl gestattet sich, sein Pfarrhaus als vorrübergehende Heimstätte „zur Erholung und so weiter“ anzubieten.

Professor Schlecht: Der Tag möge ein Lichtblick im Dunkel der Zeit sein. Möge Exzellenz sich erinnern, daß Sie auch Bischof von Freising sind und die Vorgänger wochenlang hier weilten.

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Major Kanzler, ehemaliger Mitschüler von Würzburg.

Turndirektor Henrich, der an der Pforte oft nach mir fragt, um mich zu schützen, schickt Blume und teilt die Verlobung seiner Tochter mit Tokarski mit. Karlstraße 60 II.

Scholdt, Assessor an der Staatsbank, und Kreill, Korrespondent an der Wechselbank. Mehr als je stehen die Treuen in diesen Zeiten zur Kirche. Mehr als je sind unsere Gedanken und Sorgen und Gebete beim Oberhirten. Wollen jeden Mittwoch die heilige Kommunion aufopfern. In Augsburg sei geplündert worden, deshalb bescheidenes Angebot, ob wir nicht durch Aufbewahrung von Privateigentum oder sonst wie dienlich sein könnten.

Wilhelm Kiefer, Schliersee - Kampf zwischen Christen und Antichrist - Eminenz hat das Hirtenamt nun anders als in vaterländischer Verbundenheit aufgefasst, früher weit hinaus über kirchliche Kreise, in der evangelischen, Einbund wenigstens bis zu einem gewissen Schaden. Viel Anregung aus den Predigten und Bücher und Hirtenbriefen empfangen hat - will nächstens eine Denkschrift überreichen.

Rambacher, Eisenbahnassessor. Ich möchte den Heiligen Josef anrufen, damit Ordnung wird.

Oberstabsarzt [ ... ] List, Türkenstraße 98.

Bayerische Handelsbank: Wir brauchen nicht besonders zu betonen, was diese Glückwünsche alles in sich schließen.

Alemannia, Karolingia, Münchner Cartellverband, gratulieren. Letztere mit einem schönen Gelöbnis, sie wollten der katholischen Weltanschauung und deren Trägerin, der Kirche, treue Söhne und dürfen bleiben.

Philipp Funk überschickt seinen Artikel in der Abendzeitung. Respondeo: Beehrt sich für die Übersendung des Artikels „Presse und Revolution“, der endlich ein kräftiges Wort spricht, ergebenst zu danken.

Staudhamer, päpstlicher Geheimkämmerer, dankt dafür: Die Hebung der Christlichen Kunst als eines Teiles des Geistlebens sei ihm nicht Liebhaberei sondern seelsorgerlicher Dienst.

Gräfin Wartensleben habe eine heilige Messe für mich lesen lassen.