Tagebucheintrag vom 7. Dezember 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 25

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7. Dezember, Graf und Gräfin Tattenbach:
Schwester des Grafen Gabriele Elisabeth. Unwahrscheinlich, jedoch immerhin möglich ist es, dass die Frau des Grafen, Marie, gemeint ist.
Kommt aus dem Feld direkt, weiß nicht wie seine Zukunft sich gestaltet, hatte als Regimentskommandeur bisher 13000, stellt sich am Schluße treuherzig zur Verfügung, wenn er für die katholische Sache arbeiten könnte.

Schwester Elisabeth, Gräfin Tattenbach, bleibt danach noch da, wegen zweier Punkte: 1) Aquinata
Es ist unwahrscheinlich, jedoch denkbar, dass Schwester Aquinata Brenner gemeint sein könnte.
beklagt sich durch den Rechtsanwalt über Pater Canisius; darüber wird letzterer gehört werden. 2) Mit Notfall gebe ich ihr die Erlaubnis für die Dauer der Revolution im Hause Maistraße die Heilige Messe zu lesen. Altarstein hat sie bereits.

Professor Göttler und Lehrer Weigl: um sich „zuerst“ über Schulfragen zu besprechen. Confer unter Politik zu Schlittenbauer. Göttler möchte gar keine Zugeständnisse machen, Weigl sucht immer wieder meine Auffassung zu erfahren.

Geistlicher Rat Gallinger: Der Mütterverein hält 15. Dezember eine Adventsandacht im Dom: Ob ich beiwohne und 15.00 Uhr vielleicht die Ansprache halten möchte? Ja, soll aber nicht verkündet werden. Am anderen Tag wurde es Heiliggeist verkündet. Kulturreferent Götz habe besonders gesprochen, den Geistlichen Materialien zu geben.

Rabbiner Dr. Baerwald: Eine wohlgesetzte Rede, zum Schutze der verfolgten Juden aufzutreten. Die Juden in der Regierung gehörten nicht mehr zu ihnen. Alles lebe in Angst, besonders weil Isidor Bach zufällig einer sei. Der Jude sei fleißig, nüchtern, „durch die Beschäftigung mit dem Talmud auch intelligenter“(!). Ich erzähle ihm von Luxemburg, Dr. Fuchs
Es ist möglicherweise Dr. Friedrich Fritz Fuchs gemeint.
und was ich ihm schon auf der Straße in Lille erzählt hatte: Von Speyer. Ich mißbillige alle Pogrome, kann aber keine Zusage machen, ob ich gegen Kurier und Morgenblatt auftreten kann.

Baronin Moreau: Was tun, um die Front in unserem Sinne aufzuklären? Entgegenfahren können wir nicht, weil keine Pässe und Fahrkarten.

Abends 18.00 Uhr, Exzellenz Baron Leonrod: Bringt Grüße von den Majestäten, sie hörten mit Dank, daß ich so sehr Anteil nehme. Die Monarchie kommt wohl nicht mehr zurück, das Höchste ist, den Kronprinz als Ersten Präsidenten. Die Wahl wird furchtbar terroristisch werden.