Tagebucheintrag vom 27. November 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 20-21

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27. November, die Nacht fast ganz schlaflos, wieder wegen Herzklopfen und der blutigen Träume.

Oberin der Buttermelcherstraße: Hat die Gärten dazugekauft, müssen sich jetzt natürlich von Niederbronn trennen, vorläufig nichts machen, Beichtvater rede bereits zu zur Wahl, hat viele Hypotheken auf dem Anwesen.

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Hofschauspieler Theo Kaspar hat als Internierter ein Drama geschrieben nach Konstantinowitsch: „Der König der Juden“, zum Vorlesen, hat es in Landshut vorgelesen, - ob ich nicht helfen will hier vorzutragen. Non Pertinet ad me.

Generalleutnant Ferdinand Müller, mein Instruktionsoffizier von Würzburg: Hatte Osterhuber geraten, die Pfarrer sollten den Empfang der Heimkehrenden schön gestalten, bedauert, daß Bayern los vom Reich will, weil die Verbindung mit der See fällt, sei ein überzeugter praktizierender Katholik, vorerst ohne Partei. Ich schicke ihm Erlaß an den Klerus.

Monsignore Verdi
Vermutlich gemeint: Giuseppe Verde.
von Bruck und studiosus theologiae Büchner ?, der mit im Lager war und in die Diözese München eintreten will, wird sehr gelobt von Verdi
Vermutlich gemeint: Giuseppe Verde.
. Nächstens fahren sie mit einem Lazarettzug über die Schweiz heim. Sie seien gut behandelt worden. 20 M.

Dr. Schönhöffer, Speyer, kommt aus dem Feld zurück. Will auf Oberlehrer studieren - Ich sage ihm offen, daß hier schwer ein Beneficium zu haben, aber vielleicht Aushilfe in einer Kirche. Zurerst natürlich an seinen Bischof gehen.

14.30 Uhr Maler Roscher, zeichnet halbe Stunde im Vorzimmer, will eine Empfehlung für Rom, um den Heiligen Vater zu malen, will sich nicht loben, aber ein Bild wie seine Goldene Hochzeit gebe es einfach nicht mehr, die Preisrichter hätten gesagt, wenn noch ein Künstler wie er in München wäre, dann wäre München wirklich eine Künstlerstadt. Er protestantisch, seine Braut bei Florenz katholisch, will sich katholisch im Dom von Florenz trauen lassen.

Max Herzog zu Sachsen, als Dr. Georgius im Excelsior, - ob er in München Orientalia lesen könne - nur als Glied der theologischen Fakultät, weil Georgianum nicht bischöflich, - oder eine Stelle in der Seelsorge, eine Pfarrei, wo er noch wissenschaftlich arbeiten könne - Antwort bis morgen.

Kanoniker Schuster bringt Grüße von Birkenfeld, er war in Prien. Sie seien in Not wegen Lebensmittel, die ganze Gegend aufgebracht, weil Holz und Brot teuer sei, dürfe nicht mit dem großen Wagen fahren. Die Frau Geheimrat letzte Woche in der Klinik, und es gehe besser.