Tagebucheintrag vom 26. November 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 20

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26. November Maria Roos, Georgenstraße 116. Sammelt seit Jahren in ihrer Wohnung (confer Frau Dr. Horneffer) Kinder zur ersten heiligen Kommunion: Vater damit einverstanden, vier Brüder im Feld. Durch die Kinder sammelt sie die Kinder des nächsten Jahrgangs zum Dank für die eigene Kommunion in Dietramszell. Neue Rechte der Frauen, neue Pflichten. Eine wahre Freude, solche Menschen kennen zu lernen. Ich weise sie an die Laienkatechese des Frauenbundes, wo sie schon ist - soll dort darüber sprechen! Ich gebe ihr ein Bild: Erzieht die Kinder zu Kinderaposteln!

Feldgeistlicher Schwaiger von 1902 - 1914 Carmelit, habe keinen Beruf, will austreten. Ich erkläre ihm offen: Auf den Ausgetretenen ruht ein Vorurteil, bei uns kein so großer Priestermangel, weil Offiziere und Elsässer kommen. Er soll sich an eine Diözese wenden, die mehr Mangel hat: Bamberg, Speyer, Würzburg (Er ist Regensburger, 40 Monate im Feld, dann krank, dann hier im Lazarett).

Auf dem Spaziergang im Hofgarten: Die Rote Fahne da droben ist a ganz schö. „Da gehen wir auch noch nei", vor dem erzbischöflichen Hause. Eine große unbeholfene Schrift, vielleicht von einem Geisteskranken: Heilige Dreifaltigkeit, Fröhlich, Pfalz. Sämtliche Klöster, wo im Besitz der Juden und dem Staate sind, müssen zurückgegeben werden. Jeder katholische Bischof muß eine Wache haben von katholischen Männern in Uniform: Weihnachten blau, Ostern weiß, Pfingsten rot.

Die wenigen Offiziere stehen lachend und sehr vergnügt auf den Straßen beisammen und reden vom Heiraten, das ist der Simplicissimus - Geist der Armee.

Ein Waggon Gebet sbücher gemeldet.