Tagebucheintrag vom 16. November 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 14

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Samstag, 16. November.

Während Mittagstisch meldet sich ein Herr dem Sekretär; „Ich kann meinen Namen nicht geben, sonst scheitert meine ganze Mission. Sie glauben doch an Wunder. Vor einer Stunde ist es passiert. Sagen Sie, ich kenne den Religionslehrer Glöggler von Miltenberg. Schriftlich kann ich das nicht machen“. Der Sekretär fürchtet sich, ihm die abschlägige Antwort zu bringen und telefoniert an die Pforte. Inzwischen geht er weg, weil er nicht warten könne. Im Hofgarten: Die Menschen gehen scheu aneinander vorüber, so wie am Aschermittwoch, wenn der Karnevalrausch vorüber ist. Am Boden das Herbstlaub, durchreisende Soldaten studieren in den Wandgängen die Bilder aus der bayerischen Geschichte, unter dem Thronsaal bummelt eine Wache mit der roten Schleife an der Mütze und am Armeemuseum meißeln sie das „Kgl.“ von der Inschrift weg. Die Löwen, die im Wappen auf den Kanonen eingegossen sind, haben noch ihre Kronen, aber ihre Zungen machen einen besonderen Gestus.

Elisabeth Moy lange da, nimmt es nicht so traurig. Ihr Mann war bereits bei Auer.