Tagebucheintrag vom 10. Mai 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10002, Seite 8-9

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10. Mai. Minister des Äußeren Dandl: Das Auswärtige Amt will der deutschen Gesandtschaft in Bern einen katholischen Geistlichen oder Laien beigeben, weil die Entente sehr rührig in katholischen Kreisen ist, um deutsche Interessen (nicht österreichische) zu vertreten und die Informanten Erzbergers in Freundschaft zu überwachen. Darüber mit Generalvicar Huber und Pater Ehrle gesprochen.

14.00 Uhr im Dom Professor Deronco im Ornat fotographiert und dann im Thron, bloß weil „wundervoll“.

15.00 - 16.00 Uhr Maler Roscher im Hause. Erst photographiert er im Hofe, dann zeichnet er oben im Vorzimmer. Will auch ein Geschäft mieten „wunderbar feiner Kopf“, knochig und weich, mild im Mund, streng im Blick.

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Generalvikar Huber: Der König kommt nicht zum Amt Patrona Bavariae, er wollte bloß im vorigen Jahr, weil es das erste Mal war.

Graf Konrad Preysing: Ist bereit nach Bern zu gehen, (siehe Dandl) wenn ich es wünsche und wenn es aus kirchlichen Interessen notwendig ist.

Haare schneiden 3 M. Abends im Englischen Garten spazieren. In der Nacht bis 1.30 Uhr am Pult wegen der Antwort ans Kriegsministerium.

Vor dem Dom, nach der Deronco-Fotographie, teilt mir Generalvikar Huber im Flüsterton mit: Für Polytechnikum sei an erster Stelle ein Jude, an zweiter Popp, an dritter ein Czeche vorgeschlagen. Er sei gefragt worden, ob etwas gegen Popp, und habe geantwortet: Nein.