Tagebucheintrag vom 26. November 1917Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10001, Seite 68-69

26. November 1917.

Rudolf Nunn mit dem kurzen Bein, Rentamtsassessor Erding - zu Tisch, der erste Laie, der zu Tisch ist, weil ich glaubte, sein Vater habe Gemüse geschickt.

10.00 Uhr beim Ministerium wegen Brehm: Ich werde mit dem Nuntius sprechen, dann die Antwort von Frühwirth abzuwarten. Dank der Bischöfe für Aufbesserung, das neue Kirchenrecht die Erklärung Roms mit übergeben.

Pater Hyacinth Schlickenrieder O.S. Aug., 14. bayrische Infanterie Division – in Tarnopol nicht dabei, weil krank. Etwas unbeholfen, hat sechs Brüder im Felde, lange den Dienst gemacht, will außeretatmäßige Stelle.

Pater Zimmermann S.J., erklärt sich über Agnes Hertling.

Geistlicher Rat Geßl, Rosenheim, der neue Canonicus: Ich heiße ihn willkommen, alles habe Vertrauen zu ihm.

Pater Lindworsky S.J.: Führt die Katechismusfrage von Linden weiter, es sei aber vertagt. Wolle ein religionspsychologisches Institut (privat, weil er nicht in die Universität kann), ins Leben rufen: Gut, das wird ein Sammelpunkt der gebildeten Seelsorge. Dafür aber braucht er Erlaubnis, Judenbücher zu lesen für alle.

Dr. Schweyer: Religionslehrerstelle im Kadettenkorps: Seit 14 Jahren an der Kreisrealschule, soll definitiv werden, verliert aber dann seine Hofstelle, kann die zwölf Stunden ohne Pflichtkollision halten, hat Naturwissenschaften studiert, ich wünsche nicht zu viel Wechsel.

Divisionspfarrer Graf, 2. bayerische Landwehrdivision. Ich soll nicht im Winter kommen, sondern erst im Frühjahr.

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15.30 Uhr zum ersten Mal in der Priesterkongregation in Sankt Nepomuk. Pater Otto predigt über homo dei. Nachher im Saal Scharnagl eineinhalb Stunden übers neue Kirchenrecht.

18.30 Uhr Oberregierungsrat Goldenberger: Sonntagsarbeit in der Munition, der Ausdruck „Verlegung des Sonntags“ ist unglücklich. Wenn Kriegsnotwendigkeit, passiv. Die Protestanten sehr entgegenkommend. Womöglich später als 19.00 Uhr.

19.00-19.30 Uhr Nuntius wegen Brehm. Ich sage, was er ein tüchtiger Beamter, auch in Schulkampf gegen die Regierung, auch in katholischen Interessen, aber das sei fact. Ist nicht zu leugnen. Das andere ist Verleumdung. Prälat zur Rehnb. ist in der Pfalz nicht bekannt, und wenn nicht, wenn Molz über seinen Kopf geht, dann großer Lärm. Bene, ich tue nichts, wenn der Vorschlag kommt, gebe ich ihn weiter. Wenn die Nachricht von den Brüdern Kessler kommt, dann vorsichtig.

18.30 Uhr ist Schwester Katharina zu Besuch gekommen.

20.00 - 21.30 Uhr im Centralgesellenverein, Schommergasse, Präsident Murböck zu einem Missionsabend. Pater Linus spricht über Mission und Handwerk.