Tagebucheintrag vom 27. September 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 137-138

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Donnerstag, 27.9.45: Huber von der Handelsbank. Ich gebe zum Abschied die Entscheidung über Gesetz 52.

Meyern - zumeist Klage über die Pfarrgeistlichkeit - unfreundlich gegen die Oblaten. Sogar von der Kanzel herab. Ihre Pension gesperrt (500), Mad. noch im Dienst, aber auch gekürzt.

Polizeidirektor Brandl, vor wenigen Tagen ernannt, Bruder von Studienprofessor hier in München, sollte Vicepräsident werden - von Bürgermeister gerufen, aber noch unsicher, weil er drei Monate bei der Partei war. Wir sprechen über Verhaftung der Schutzmänner. Unerträglich dieser Massenabbau. Er eilt.

Leinfelder: die Pläne der Notkirche. Die Volksküche mit alten Leuten gratuliert. Darunter der Teufel. Wohin das Marienbild? In die neue Notkirche auf den rechten Seitenaltar. 150 kleine Bilder. „Entschuldigen Sie, ich heiße Teufel, ich kann nichts dafür. Sagen Sie dem Herrn Cardinal auch einen Glückwunsch vom Teufel.“

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Baronin Veltheim, geborene Müller von Ziegler. Früher Rom mit ihrem Mann. Blieben im Haus, auch als die Russen kamen, dann aber so fürchterlich, daß sie flüchteten und jetzt hier eine neue Stelle suchend. Ich kann da nicht helfen. Die Amerikaner sind nicht mehr, was sie waren - Ich erhalte keine Erlaubnis nach Rom.

Pfanzelt: In Dachau hat die SS alles an sich gerissen - behaupten, sie bauen die Kirche und werden sie benützen. Sonnenschein ausgestellt. Blieb zu Tisch an meinem Platz.

Schwester Fidelis zum Abschied. Domvikar Röder aus Speyer brachte die Abberufung durch die Oberin. Fühlt sich ganz unschuldig, ich sage ihr einiges vom Gegenteil. Sie bleibt dabei, die Domherren haben gelogen, aber hier bleibe sie dienend und will alles tragen und wenn sie darüber sterben muß.

Leizinger - von Garmisch hierher gefahren, im Zuge übernachtet - war bei dem Einzug der Amerikaner. 200 und einiges zum Essen.

Erst 14.00 Uhr zu Tisch, dann ohne Siesta nach Freising mit Ottmara, um einiges zu holen und anderes für den Rücktransport vorbereiten.

Regens Westermayr: Wie es mit dem Seminar steht - die Hälfte vom Pallottiner-Seminar, die Alumnen im Haus. Frau Oberin sehr traurig - zum Davonlaufen. Er selber Professor der Pädagogik. In München oder hier? Natürlich Ordinariat.

Früh noch Prälat Hartig: wegen der Inschrift in der Kapelle (Pallium), die zerstört wurde.