Tagebucheintrag vom 28. Juli 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 114

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Samstag, 28.7.45.

Weihbischof: Durchschlag eines Gutachtens, das er auf Ersuchen der Militärregierung eingereicht hat. Er war gerufen worden, über Concordat Auskunft zu geben.

Pater Nobis mit Baurat Kleine: Die Notkirche fürs Lager Dachau. Eine einfache Halle, aber würdig. Hat Pläne dabei. Kleine CVer! Wir müssen bald herstellen.

Colonel Steven Gadlar, Amerikanische Airforce, schon mehrmals angemeldet. Sehr freundlich. Es gebe Gerüchte, Waffen seien in den Klöstern versteckt. In den Häusern wurde nicht viel gefunden. Darum gleich ein Schreiben für die Klöster in der Erzdiözese. Kann ich etwas für Sie tun? Mein Gesuch Romfahrt liegt in Frankfurt. Er wollte gleich telefonieren, es ist aber besser, nicht zwei in Bewegung setzen. Ich soll ihn, wenn ich etwas wünsche, anrufen: Lucky Real 3410. Ein Verwandter von ihm sei Bischof oder Priester in Trient gewesen.

Miss Christl-Marie Schultes, geht am Stock, von der SS mißhandelt. Zu Hause Bad Heilbrunn. Aviatrice, verlobt mit einem amerikanischen Hauptmann. Ob für die Geschwister Scholl
Gemeint sind Hans und Sophie Scholl.
eine Gedenkfeier in Sankt Ludwig? Respondeo: In größeren Rahmen einstellen, also für akademische Opfer des Krieges an Front und Heimat. Nicht sonntags, weil schwarz. Ich selber kann nicht. Fast fünf Jahre im Lager. Hat zwei Auto von den Amerikanern. Zugleich Präsidentin der Ritterschaft Amelia Earhart. Küßt den Ring.

Metropolit Anastasius des orthodoxen Synods, „seine Eminenz“, Kopfhaube in weiß mit Schleierzunge und Brillianten im Kreuz an der Stirn; der Begleiter [      ] in schwarz, Dolmetsch, der morgen in Sankt Salvator zum Bischof geweiht wird. Er fragt, wie es dem Heiligen Vater gehe. Zwei Mal in Rom, wurde aber nicht empfangen. Gegenbesuch wird mir gesagt. „Einmal wieder eine Kirche“. Wie meine Gesundheit. Daß Churchill abgebaut wurde.

Lehrerin Cleven von Köln zurück. Hat dort niemanden mehr getroffen. In 15 Tagen zurück nach München. Auf einem Lastwagen mit einem Landesbischof, der vom Felde kommt. Er gab ein Stück Brot und sie weinten beide. Geht zur Operation bei Lebsche (400), darf sich auf mich berufen.

18.00 Uhr Regina Marg. Immer wieder von den Schwestern. Morgen ein Besuch nicht möglich. Fragt über die Reise nach Rom.

13.00 Uhr Dreimärkl mit Spritze - über Reise nach Rom immer noch nicht entschieden.

Nicht empfangen: Frau Kammersängerin Joachim, Empfehlung an ͑ ἳππ - hätte früher versprochen. Nicht in Erinnerung.