Tagebucheintrag vom 11. Juli 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 102-103

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Mittwoch, 11.7.45, Seb. Heckelmann
Möglicherweise ist Sebastian Heckelmann gemeint.
- betrachtet es, nachdem er nicht Priester geworden, als seine Lebensaufgabe, den katholischen Film aufzuziehen. Hat darüber studiert und einen Entwurf gemacht: „Zwielicht und Finsternis“. Gilfa? Eine Gesellschaft gründen und in jeder Stadt ein Haus? Wir bleiben bescheiden in Bayern und zunächst München. Ein alter Gedanke. Der Bischof
Möglicherweise ist Anton Scharnagl gemeint.
hat den Jugendfilm „Jugend im Sturm“ begrüßt. Die Filme vom Leohaus? Ich schicke ihn zu Irschl. Ich kann unmöglich alles selber machen.

Staatsminister Hipp: Dank für den Brief zur Bischofskonferenz. Er fing an mit dem Fall Braunmühl und war sehr ernst dabei. Die Massenentlassung aller, die jemals bei der Partei waren. Mir ist es unmöglich, eine Erklärung abzugeben. Ich sage ihm im Vertrauen von der Romfahrt und mündliche Huldigung in seinem Namen - Ja im Voraus.

Im Arbeitszimmer Frau Stalf. Ich erkläre kurz, ich kann für ihren Bruder nichts tun, so gerne ich die Firma retten helfe. Zur Schwester sagt sie: Der Bruder habe nicht verdient, daß man helfe. Frau Dier hatte dem Bruder eine Zeitung mit meinem Bild angeboten, er lehnte ab: „Der soll sich pensionieren lassen.“ Ohne dieses zu wissen, habe ich gestern ihn und seine Frau nicht empfangen.

Neuhäusler mit vielen Fragen und Anliegen. Eine ganz kurze Empfehlung von Hagemann, früher Schriftleiter Germania? Nach langem Zweifel: Ja. Ein Geistlicher mit weißem Haar von der Kreuzgenossenschaft möchte eine Zwischenmannstellung zur Militärbehörde schaffen für Erziehung und Unterricht, wie ich gestern von Reverend Nuwer von Salzburg hörte. Der andere Herr, der dabei ist, mit vielen Orden. Befürwortet - über den Heiligen Vater? Nein. Er wird das weiter vorbereiten, ich bin damit einverstanden.

Monsignore Carrol - unerwartet nach langem Warten. Die Letter Ordre für Romfahrt in Aircraft um den 22. Juni, erhalten erst am 25., ist abgelaufen. Von hier aus kann das überhaupt nicht erledigt werden. Ich schlage vor: Nicht von Salzburg aus, sondern über Frankfurt. Paris. Neuh. Auch über die Alpen sind sie nicht hoch geflogen. Er stellt vier Herren vor.

Dr. Singer, Oberstudienrat für Musik, Dirigent an mehreren Kirchenchören. War bei der Bayerischen Volkspartei, dann später in die Partei, darob verfolgt. Ich schreibe Empfehlung.

Frau Professor Marga Müller - war lange krank, jetzt aber mit einem Waschkorb voller Wünsche. Für ihre zwei Häuser Off Limits? Ja, aber nicht das andere: Hauskapelle - unmöglich. Schwestern genehmigt? So schnell geht das nicht. Eine Familienschule? Alles, was Schule ist, braucht Genehmigung von der Regierung. Ich muß schließlich abblasen und abbrechen.

Paulus, Schwester von Maria, kurz begrüßt. Kaum daheim, wurden die Familien mit den Kindern in Marsch gesetzt, Wallfahrer.

Pater Cassian von Lohr, fährt für einen litauischen Bischof, bringt mir von Nuntius Briefe. Verlangt zuerst Benzin für die Heimfahrt - so einfach geht das nicht. Ich soll ihm den Zettel unterschreiben, er mache seine Fahrten als Kurier der Bischöfe! Ich könne bestätigen, daß er mir einen Brief von Orsenigo brachte - Ja, das kann ich. Am Schluß seine Schwester mit zwölf Schulfragen. Sechs Bilder signieren.

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Abends, 20.30 Uhr, nach dem Rosenkranz Monsignore Brini in der Einfahrt empfangen.