Tagebucheintrag vom 16. Juni 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 87

Samstag, 16.6.45, 9.00 Uhr Fugger Glött: Mußte gestern warten und dann weggehen. War neun Monate eingesperrt. Trotzdem: Die Geistlichen sollen sich nicht so viel einlassen mit den Amerikanern. Ein Dekan wurde in den Wagen gesetzt und auf ein Dorf gefahren und sollte den Bürgermeister bestimmen.

Portugiesischer Consul Rinderknecht mit Pater Baumann und einem Portugiesen Freitas-Brano: Sie wollen aus Portugal Lebensmittel für München beschaffen. - Die zwei Brüder waren hier, um das Organisieren der Volksernährung zu studieren. Ich soll an den Kardinal von Lissabon schreiben, ihnen selber eine Empfehlung mitgeben, auch an den Ministerpräsidenten eine Empfehlung. Ja. Vorher hatte ich Sorge, es könnten getarnte SS sein, die nach Spanien flüchten. Pater Baumann legt am Abend bereits die Empfehlung vor.

Prälat Hartig: Noch einmal die Freisinger Seminarien. Nun sollen nicht Deutsche, sondern Russen kommen. Also noch eine Eingabe machen. Generalvicar und Regens wollen in Freising nichts tun.

Zwei Herren aus Speyer: Bringen Brief, haben Einladung nach Bamberg gebracht... Die Franzosen hausen dort furchtbar, soll ganz und gar unter französische Besatzung kommen.

Frau Hirsch - aus Schliersee. Ihr Mann hätte dort zu wenig seelische Anregung. Kann nicht zurück. „Soll die heilige Familie auf Vorrat malen“. Wir werden die Kirche notdürftig aufbauen ohne künstlerische Einrichtung, ohne Gemälde.

Dreimärkl mit Spritze. Bruno selber am blutenden Darm operiert worden.

16.00 Uhr Domkapitular Franz Müller: Bringt Brief vom Erzbischof Köln. - Ob Einladung zu einer Bischofskonferenz? Wo und wann? Ich gebe ihm die Tagesordnung für unsere Konferenz mit, offen. Sieht sehr ernst in die Zukunft.

Regina Marg. - Über die Zukunft des Hauses. In der Zeitung steht: Methodisten- Gottesdienst dort im Haus.

Heimkehr: Heute Pater Friedbald von Bad Aibling zurück aus dem Lager, mit Wagen heim geholt, morgen, Sonntag, 17.6. Baron Hirsch und Neuhäusler.