Tagebucheintrag vom 9. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 58-59

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Mittwoch, 9.5.45. Heute reisen die vier „Hauswächter“ ab nach Unterhaching und Berg, dafür tritt Märk bald mit dem Polizeihund auf.

Knabel, der Freund von Friedbald, bringt Nachricht, daß Friedbald bei Rottau, Adersberg von der Alm gerufen wurde, dann aber wahrscheinlich mit den Offizieren, die unten geblieben waren, von den Amerikanern gefangen wurden. Er wollte mit Wagen nicht laut rufen. Knabel aber auch für sich, eine Empfehlung für eine Stelle in der Verwaltung, und einen Rosenkranz ...

Kronseder bringt Namen Geheimrat Adolf Müller mit zwei Herren (diese Angabe ungenügend, besonders ob bei der Partei).

Schwester Fidelis: Ewige Anbetung in Dreifaltagkeit, sie habe es gelobt!! Als Pfarrkirche wird heute unmöglich.

Heimatmission: Oberin und Schwester Clare vom Dom, die Dame, in deren Haus sie wohnen, will jetzt zurückkommen. Respondeo: Wir suchen ein Haus für Ordinariat und wir möchten, daß die Heimatmission dabei sei, vielleicht Union Hotel: für siebzig Platz. Dompfarrer dazu wegen Empfehlung von einigen Herren.

Drei Military chaplains: Paul Cavanaugh SJ, kriegsgefangen von Dezember 44 - 31.März 45. Chicago, J. D. Barry C. S.C. 157. Infanterieregiment, A. J. Pollak CPPS 45. Division Arly? PT 045? Zwei sind bei General Frederick, Barry will mir Wegerlaubnis und Benzin für Freising besorgen. Letzten Sonntag, der dritte Feldbischof John Francis O’Hara CSC von Buffalo geweiht. Erhalten Lichtbild von mir und eine Karte für den General.

Märker will, da jetzt meine Wachen weggehen, in der Pforte übernachten.

Scheid.

Chordirektor Belz, Aibling, brachten eine geisteskranke Frau hierher. Bericht über ihre Jugend, siehe besonderes. Erhalten vier einen Teller Suppe.

Radecker will den neuen Chef anmelden, jetzt noch ein wenig warten, ich bin heiser.

Thalhamer kommt vom Rathaus zurück. Medizinalrat Steidle und Breiter werden Sozialdemokraten dazu nehmen, selbstverständlich, und Protestanten. Russen jetzt hier.

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Russen: Fortsetzung. Glauben Sie wirklich, meine Herren, der Bürgermeister hätte noch nicht daran gedacht, die Sozialdemokraten in den Arbeitsapparat aufzunehmen. Ich würde es für eine Beleidigung halten, heute dieses Ansinnen an ihn heranzutragen. „Heute eine russische Kommission hier eingetroffen“. Offenbar wollen die Russen, die indirekt auch am Sieg über Bayern mitgeholfen, weil sie die amerikanischen Divisionen anderswo ablösten, nun auch hier mitreden zu dürfen. Die Kommission erklärte, sie habe keine Befehlsgewalt über die Russen. Werden also die im Lager Gesammelten wieder frei werden? Am Abend des 9.5.45, 22.00 Uhr, aber im ausländischen Sender: Stalin habe erklärt, er wolle nicht die Vernichtung des deutschen Volkes.