Tagebucheintrag vom 13. April 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 41

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Freitag, 13.4.45. Zur Abreise nach Freising gerüstet.

16.00 Uhr Dr. Zimmermann und Frau, Schwiegersohn fliegt an der Westfront. Schenkt zwei Schachteln Strophanthin.

18.00 Uhr mit dem kleinen Wagen des Ludwig-Missionsvereins, Fahrer Thalhamer, nach Freising. Kontrolle bei Freimann. Ohne Schwester und Schreibhilfe, was mir erst großen Kummer macht.

Bild der Strasse nach Freising: Die Umleitung bei Freimann mit vielen Bombeneinschlägen. Wir schauen öfter in die Höhe, aber nicht zu den Bergen, von wo uns Hilfe kommt
Paraphrasierendes Zitat von Psalm 121,1.
, sondern zu den Flugzeugen, die zu jeder Stunde die Auto auf der Straße und die Bahn überfallen. Viele Kraftwagen Richtung München bringen offenbar Militärbedarf in die Stadt, die nun doch offenbar als Festung erklärt ist. Gerade in den letzten Tagen gingen Gerüchte, München wird nicht verteidigt werden, aber auf den Aufruf der drei und auf den Aufruf von Himmler muß jede Stadt und jedes Dorf verteidigt werden. In den Straßen von München sind Militärposten aufgezogen. Je näher wir Freising kommen, umso mehr sind die alten Bäume gefällt und bereit gelegt, um als Panzersperre über die Straße gepfercht zu werden. Seitlich der Straße Laufgraben und getarnte Erdposten, offenbar für Panzerfäuste. In der ersten Nacht kein Alarm und doch kein Schlaf, weil viele Bahnzüge bei deren Durchfahrt der Bahnhof kurz beleuchtet wird, nach oben natürlich abgeschirmt, und viele Lastauto, die bei der Fahrt über die Brücke rumpeln. Eine halbe Stunde vor und nach Mitternacht beobachte ich, wie nach Westen die Autobahn von vier Stativscheinwerfern mit großen Scheinwerfern beleuchtet wird und ebenso der Flugplatz von Erding im Osten.

Kampf um die Einfachheit: Hartig will durchaus ein zweites Zimmer für mich frei machen. Das Bett im Zimmer muß eine größere Decke bekommen. Meine Tagesordnung muß ich mir erkämpfen. Auf einmal weniger Kartoffeln und immer noch Zucker.