Franz von Papen⇦ Einzelansicht
Gesprächsprotokoll, 10. Juni 1933

von Papen, 10.6.33, 12.30 - 13.45 Uhr.

Über den Gesellentag: Die Lage sei heute die: Brüning reorganisiere das Zentrum und zwar mit den alten Männern: Schreiber... Also eine katholische Aufnahmestellung, wenn die Regierung zusammenbreche. Das Verbot des Gesellenvereins hänge damit zusammen. Er habe dem Kanzler gesagt: Die Gesellen sind nicht Partei, mit diesen Menschen könne man aufbauen, besonders berufsständische Ordnung.

In Fulda über Reichskonkordat? Ja. Ein Entwurf, aber nicht zu vervielfältigen. Der Kanzler wolle voran machen (er ist ein großer Geist, er sieht, was für einen Nimbus seine Regierung in den Augen der ganzen Welt bekommt, wenn der Papst mit ihm Verträge schließt). (Der Entwurf ist gut, so gut, daß ich kaum glauben kann, daß er durchgeht)- Darüber ist er sehr erfreut und erklärt, er werde durchgehen. (ohne Parlament leichter). Aber zwei Punkte: 1) Die Bischofsernennung - analog den bisherigen Concordaten. Über politischen Vorbehalt - Ich erkläre: Sei gemeint, wenn gegen die Regierung... 2) Der springende wesentliche Punkt, ob die Geistlichen aus der Politik bleiben sollen. So im Artikel 43 des Lateranvertrages. In Fulda glaubt man eine Einschränkung der staatlichen bürgerlichen Rechte des Klerus. Natürlich nur passives Wahlrecht. Dagegen sollten die Bischöfe nach dem Canon weniger oft oder gar nicht die Erlaubnis geben, ein Mandat anzunehmen. Der Kanzler wolle eine Willensäußerung der höchsten kirchlichen Stelle, weil sonst wieder die alte Parteipolitik. So könne der Parteienstaat nicht überwunden werden. Der Episkopat in Fulda war nicht für den Artikel 43, aber ich persönlich erkläre: „Das Concordat im Ganzen so wichtig, etwa confessionelle Schule, daß ich meine, daran darf es nicht scheitern“. Darüber sehr erfreut und dankt. Ich erkläre nochmal: Meine persönliche Meinung. Wir rufen ohnedies aus der Politik zurück. Ein Vertreter aus dem Episkopat - Davon wusste er noch nichts. Erzbischof von Freiburg hat viele Verbindungen mit Pacelli, ich habe Preysing vorgeschlagen, der ihm natürlich besser gefällt. Ich solle Preysing delegieren, mit ihm nach Rom zu kommen. Das kann ich nicht. Aber ihm schreiben, damit er dann gleichzeitig ihm zusammentrifft. Ein Vertreter des Episkopats hätte den Vorteil, daß dann Kaas ausscheidet. Er: Natürlich handle es sich nur um das passive Wahlrecht, und ebenso selbstverständlich würden auch die evangelischen Geistlichen von den Abgeordnetenstellen ferngehalten werden.

Langes Gespräch über die Hochschule. In Bayern ist das ein Programm der neuen Regierung gewesen. Es würde aber dem Staate mehr kosten durch Neubauten und die Theologie würde an den Universitäten einen Vorsprung bekommen. Ob das angenehm? Er lächelt bloß und meint, man muß die Stunde nützen - es sei ja alles fertig bis auf wenige Änderungen.

Ob Rectorat an der Anima oder Uditore? Ich: Im österreichischen Concordat nichts darüber aufgenommen, also gewiß auch hier nicht. Das sind Einzelheiten. Darüber vielleicht im Protokoll. Bei den Bischöfen was für Sicherungen, wenn das Concordat gekündigt wird? Ich: Dann gelten immer noch die Bestimmungen: Studium an einer deutschen Universität.
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Digitalisat Faulhaber-Edition