Tagebucheintrag vom 23. Januar 1946⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10024, Seite 30-31

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Mittwoch, 23.1.46. Mister Lamm, Jude, bringt Grüße von Rabbiner Baerwald, der in New York eine große Gemeinde hat. Adstat Thalhamer. Wie die Zukunft der Juden in Deutschland sich gestalten werde? Ich hoffe normal. Wenn die einzelnen Juden sich etwas zu Schulden kommen lassen, dann nach der Schuld gestraft wie jeder andere. Aber nicht die Juden im Allgemeinen! Er: Wir wissen, daß Sie viel für die Juden getan haben, besonders in den Adventspredigten. Ich: Leider konnten wir nichts tun gegen die unmenschlichen Abtransporte nach Theresienstadt. Freilich dürfen die Juden, die jetzt zur Macht gekommen sind, nicht Rache nehmen wollen … Er: Das ist auch unsere Furcht in Amerika.

Zwei Amerikaner. Priest bei der Army in Wilhelmshaven, Father Malone und Major O'Donnell, US Army. Über meine Person sei in Amerika viel geschrieben worden. Respondeo: Auch unfreundlich, besonders in der letzten Zeit. Man nimmt uns übel, wenn wir für einen ungerecht Abgesetzten nach Parteigenossengesetz um Wohlwollen bitten. Ich schreibe dem Major eine Empfehlung für Rom, „er wünscht von Herzen, den Heiligen Vater zu sehen und seinen Segen zu empfangen, ein aufrichtiger Katholik“.

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Fräulein Uhl (?), Speyer, auf dem Weg in Beuerberg, wo sie Zögling war, jetzt einzutreten. Überläßt für kirchlichen Zweck einen Ring mit einem großen Brillanten. Klagt, daß der Bischof von Speyer wenig übrig habe für den Frauenbund, wo sie bisher Sekretärin oder Vorsitzende war. Erhält ein Kreuzlein.

Abt von Braunau, Sudetenland mit zwei Anliegen 1) Die Flüchtlinge hier so verteilen, daß die Katholiken unter sich bleiben, weil die Kommunisten stark um sie werben. Respondeo: Da werden wir keinen Einfluß haben 2) Bleibt zu Tisch – Ich erzähle von Stadelheim und Baronin Stengel.

Baronin Margit Stengel. Vier Jahre in Stadelheim. Dort unter Pfarrer Kienle
Möglicherweise ist Rudolf Kienle gemeint.
, der das Sanctissimum in ihrer Zelle abstellte. Freilich, wenn die Verurteilten zur Hinrichtung geführt wurden, in der Woche zehn - zwölf. Wohnungsbau Münemann - Wohnungen aus Blech wie in England, von Boden isoliert. Soll mit Jaenicke in Verbindung treten. Wir haben Feldküche. Der neue Messbund in Altötting: Da die Leute keine Messen mehr bestellen können.

16.00 Uhr Venator. – Von Rußland immer noch nichts gehört.

17.00 Uhr Thieme: Eine Anstellung für Willy immer noch nicht, nun wollen sie selber zu Seifried gehen. – Ja, aber in Rede und Ton sich beherrschen. Ob doch bei Dahmen zum Theater? Mir lieber als jetzt nochmals Abitur versuchen.
Mi 23.1.46 Mr. Lamm Jude bringt Grüße von Rabbiner /
Baerwald,
der in NY eine große Gemeinde hat. Adstat Thalh. /
Wie die Zukunft der Juden in Deutschland sich gestalten werde? Ich hoffe normal. Wenn die einzelnen Juden sich etwas zu Schulden kommen lassen, /
dann nach der Schuld gestraft wie jeder andere. Aber nicht die Juden im Allgemeinen! Er: Wir wissen daß Sie viel für die Juden getan haben /
besonders in den Adv.predigten. Ich: Leider konnten wir nichts tun gegen die unmenschlichen Abtransporte nach /
Ther.stadt. Freilich dürfen die Juden die jetzt zur Macht gekommen sind, nicht Rache nehmen wollen … Er: Das /
ist auch unsere Furcht in Amer.

2 Amerik. /
Priest bei der army in Wilhelmshafen Fr. Malone /
u Major O'Donnell
.
US Army
Über meine Person
sei in Amer. viel geschrieben worden. /
Resp. Auch unfreundlich, besonders in der letzten Zeit. Man nimmt uns übel wenn wir für einen ungerecht Abgesetzten nach Pg /
um Wohlwollen bitten Ich schreibe dem Major eine Empfehlung für Rom, „er wünscht von Herzen, den /
Heiligen Vater zu sehen und seinen Segen zu empfangen, ein aufrichtiger Katholik“.

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Frl. Uhl ? Speyer, auf dem Weg in Beuerberg wo sie /
Zögling war jetzt einzutreten. Überläßt für kirchlichen Zweck einen Ring mit einem großen Brill. Klagt daß /
der Bischof von Speyer wenig übrig habe für den Frauenbund wo sie bisher Sekr. oder Vorsitzende war. Erhält ein /
Kreislein Kreuzlein.

Abt v. Braunau Sudetenland mit zwei Anliegen 1) Die Flüchtlinge hier so /
verteilen daß die Kathol. unter sich bleiben weil die Komm. stark um sie werben. Resp. /
Da werden wir keinen Einfluß haben 2) /
Bleibt zu Tisch – Ich erzähle von Stadelh. und Baronin Stengel.

Bar. Margit Stengel. Vier Jahre in Stadelh. Dort unter Pfarrer /
Kienle der das Ss in ihrer Zelle abstellte. Freilich wenn die Verurteilten zur Hinrichtung geführt wurden, in der /
Woche 10-12 Wohnungsbau Münemann /
Wohnungen aus Blech wie in England, von Boden isoliert. Soll mit Jaenniken /
in Verbindung treten. Wir haben Feldküche. Der neue Messbund in Altötting: /
Da die Leute keine Messen mehr bestellen können

16 h Venator – Von Rußland immer noch nichts gehört

17 h Thieme: Eine Anstellung für Willy immer noch nicht, nun wollen sie selber zu Seyfried /
gehen – Ja aber in Rede und Ton sich beherrschen. Ob doch bei Dahmen /
zum Theater? Mir lieber als jetzt nochmals Abitur versuchen.