Tagebucheintrag vom 6. Juli 1936⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 58

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Montag, 6. Juli, Firmung Sankt Wolfgang. Viele Kinder zu segnen.

11.00 Uhr Friedrich Leopold Prinz von Preußen: Hätte schon im vorigen Jahr vom Heiligen Vater ausrichten sollen, daß er mich besuchen soll und einen Gruß. Vom Heiligen Vater sehr gut aufgenommen. Schon als Kind zur Confirmation einen Aufsatz schreiben müssen mit acht Seiten und dann rot durchgestrichen: Das ist ja alles katholisch. Aber des Vaters wegen nicht. Nach dem Tod des Vaters in Oesterreich krank geworden und am anderen Tag im Fieber zum Haus vom Göttlichen Wort und dort Unterricht, in Rom übergetreten. Ich erzähle von Kameke. Mit Ausnahme des Kronprinzen, die anderen grüßen ihn nicht mehr. Der Kaiser, den er wegen seiner Flucht nicht mehr als Chef anerkannte, soll getobt haben. In Sankt Hedwig stellen sich in der Kirche die Rapporter vor den Chor, so überall. Der Papst gab ihm das Privileg einer Hauskapelle. Zur Fronleichnamsprozession eigens von Wien hierher. - Ich erzähle die Vorgeschichte - erlebte unter meinem Fenster die provocateurs: Diese geistig minderwertigen Katholiken.. schwarze Bande. In seiner Villa in Potsdam alle Figuren zerschlagen. Hat rote Farbe gestreut. Die Prinzenfahne ihm verboten. Sieht am Schluß die obere und untere Kapelle. 13.45 Uhr die Karte im Regina Palast Hotel zurückgegeben.

18.00 Uhr Maria Berrsche - von Rott am Inn wegen des Studiums hierher gereist. Über Georg, der gerührt war, daß ich ihn so menschlich gut behandelte. Auch Robert verlobt. Viel Verdruß mit der früheren Frau, jetzt in Florenz, aufs Zeugnis von Dingfelder hin Monatsgelder. Für besondere Auslagen 100 M.
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Digitalisat Faulhaber-Edition