Tagebucheintrag vom 20. Dezember 1934⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 23-24

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Donnerstag, 20. Dezember. Heute wurde Dr. Höck und später Huber iunior in Schutzhaft genommen. Der erste im Marienstift, wo sie ihn gestern schon gesucht hatten. Vier Stunden „Carcer“, ausgesprochen wegen des früheren Artikels in der Kirchenzeitung, darüber in einer Schweizer Zeitung berichtet. Der zweite weil er im Rufe stand, den Hirtenbrief der Bischöfe verkauft zu haben. Er wurde erst frei, als die Frau auf die Polizei ging: „Die Arbeiter müssen morgen ausbezahlt werden.“ - „Das ist uns gleich“ Er habe zwei kleine Kinder daheim. Das Jüngste sechs Monate. Dr. Holzer hatte eines von drei Monaten daheim, und daraufhin gab er ihn frei.

Agnes Ernst - zum Begräbnis des Vaters hier. Heute wird ihr Haus in Frankfurt versteigert. Sie selber lebt bei Anthroposophen, die auf die katholische Kirche schauen und für den Erzbischof von München Verehrung haben. Manchmal recht einsam, dann ist es, als ob Sappl hinter ihr stünde. - Darüber weint sie. Habe noch 3000 M. und dann ... Nimmt kein Reisegeld an. Ohne Protection bringe sie ihre Gedichte ... nicht unter. ....

Baronin Bechtolsheim - bringt Ringe und Uhr und Halskette für Monstranz. Dazu vier Büchlein mit ihrem Schriftstellernamen Bernau: Kleine Theresia Dir nach!, Heiliger Bruder Konrad Dir nach!, Mein Büchlein Immerfroh, Eucharistischer Jahreskalender. Erhält Kreuzwege und Lichtbilder. Von Oberndorf
Möglicherweise ist Albert Graf von Oberndorff gemeint.
erzählt sie, daß er ihr monatlich Betrag zur Miete gebe - darum M. 60.

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Justizrat Warmuth: Wegen Dr. Werner. Hat den Eindruck, er soll ausgebotet werden. Als er vom Urlaub zurückkehrte: Es seien anonyme Briefe gekommen, und er stecke dahinter. Ich: Es war der Plan, ihn an die Sonntagszeitung zu bringen, aber das muß ein Theologe sein. Ich sehe keinen anderen Weg: Jetzt wieder anzustellen und dann von der Stellung aus sich eine andere suchen. - So findet er keine. Er will zu Held gehen, darf sich in diesem Sinn auf mich berufen. Obwohl sonst nicht gern mit solchen Dingen verbunden. Er spricht das Wort Egoismus aus. Beim Weggehen spreche ich ihm meine Bewunderung aus, da er so aufgetreten als katholischer Anwalt.

Prälat Neuhäusler: Über Verhaftung Höck... Über Antwort auf den offenen Brief und die Polizei weiß nichts von „Als Manuskript gedruckt“. Was tun? Bibelkurs in Fürstenried. Stonner wird Entwurf machen. Plan und meine Teilnahme: Vortrag und Predigt.

16.00 Uhr wollte ich Besuch bei Baronin Moreau, war aber ausgegangen.

19.00 Uhr Generalvicar: Wir müssen Pfarrer Bollenmiller in Sankt Wolfgang lassen. Nach Gauting Vitzthum. Bergmeier
Gemeint ist wohl der künftige Gautinger Pfarrer Josef Berghammer. Möglich wäre aber auch, dass Pfarrer Ludwig Bergmaier gemeint ist.
kommt später dran.
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