Tagebucheintrag vom 21. April 1934⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 175-176

Samstag 21. April beginnt 10.30 Uhr bereits, obwohl früher gar keine Besuche angesetzt waren:

Marie Seinsheim – wäre beinahe verhaftet worden, weil sie angeklagt hatte. 20 M.

Anna Bodeck: Geht auf einige Wochen an den Bodensee zu Bekannten. Obwohl ich abwehre und warne, wirft sie immer dazwischen Erzählungen und Witze über Regiment. Meint selber sie komme noch mal nach Stadelheim, sollte 3 M. Strafe zahlen für den Radunfall. 50 M. Bei der Prüfung Nymphenburgs sei gefragt worden: Was halten sie von den Predigten von Faulhaber.

Staatssekretär Funke: War gerade beim Secretär, will nicht wirtschaftlich unterstützt werden, scheint noch etwas zu haben, aber Arbeit für die Zukunft. Beim Kirchensteueramt? Werden mehr und mehr reduziert. Ich hatte ihn empfohlen für Begräbnisverein, aber immer heißt es: Frühere Regierung. Auch die früheren Minister kümmerten sich nicht um ihn. Ich werde mit Brem sprechen.

Regierungsdirektor Rauck, Regierung Oberbayern, war Kultusreferent, geht in Ruhestand – man hätte ihn veranlassen wollen zu bleiben, aber er hat die Sorgen bis an den Hals (Handbewegung). Er ist nicht bei der Partei, aber angesehen. Für Fraueninsel, Entlastung des Staates mit Baulast, empfiehlt er Reichsschatzmeister Schwarz, der der entscheidende Mann hier sei, seine Frau katholisch, mit seiner Frau bekannt, zwei Schwestern Englische Fräulein in Dillingen. Habe viel schon den Klöstern geholfen – Stadtrat Weber hier der führende Mann, habe ihm schriftlich gedankt und die Briefe im Beobachter veröffentlicht; man sei jetzt stolz katholisch zu sein – „Petrus der Fels“, auswärtige Zeitungen über unseren Bischof. Den evangelischen Pastoren geht es sehr schlecht. Er geht nach Gstadt – lieber ihn dort besuchen.

Schwester Valentine: Zu den Kursen kommt die Jugend. Spricht nicht sehr klar.

Grassl: Der Scheck von Freising an die Deutsche Bank zurück gegeben, weil meinen Namen trägt. Notgerabau, Pirminiusfond.

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16.00 Uhr Schwabinger Krankenhaus, Pater Coelestin besucht. Die Schwester sagt, es gehe heute etwas besser, er ist aber geistig sehr zerstreut ohne Zusammenhang. „Ich habe kein Morphin genommen. Nur Geistliche dürfen hinein. Sein letztes Wort: „Tausend Mal vergelt's Gott“. Dr. Blomberg wollte mich sprechen.

17.00 Uhr Graf Arco. Trauung zwischen 26. Juni und 10. Juli in der Dreifaltigkeitskirche. Ja. Heute Bauerntag wie er wollte. Er war lange bei Epp, schaut heute auf die Seite. Nach der Schutzhaft hat er nichts für ihn getan.
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Digitalisat Faulhaber-Edition