Tagebucheintrag vom 9. März 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 62-63

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9. März. 19.45 Uhr, Generalkommissar der Hansa im Bürgersaal. Im geschlossenen Wagen fahren, um nicht aufzufallen, aber natürlich Hubert im Zylinder und mit Livrée.

Professor Dekan Goettsberger dankt für Gottesdienst. Der Fahnenzug mit den beiden Petersfrauen
Vermutlich Bezug auf die beiden letzten Petersfrauen, Scholastica Gstattner und Kordula Mündenheim.
von der Universität zur Kirche. War seit 1871 nicht mehr und wohl auch der letzte für lange Zeit! Aber ergreifend war die Feier und das Tedeum am Schluß.

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Elisabeth Syffert, Tochter des Bezirksamtsmanns von Wolfratshausen, neu convertiert, Zögling von Dietramszell, die Eltern nicht damit einverstanden, wollen die Firmung hinaus schieben - der Besuch natürlich, um mich gegen die Eltern auszupielen. Ich schenke das Neue Testament.

Hofprediger Stipberger mit drei Studenten der Akademischen Kongregation, darunter Präfekt Haiß. 1) Ob ich Protektorat übernehme - affirmative. 2) Am 23. den Schluss der liturgischen Woche halten könne - Negative, weil Mission in Holzhausen. 3) Ob man in den verschiedenen Stadtvierteln Beichtväter für Gebildete namhaft machen könne - besonders in Fühlung mit dem Akademiker -Verband - ja.

Alfred Winterstein kommt von der Beerdigung der Großmutter. Sein Vater war da, überhaupt ein großer Zug, bringt mir ein Bild.

Oberleutnant Ritter von Finsterlin, Adjutant beim vierten Infanterie Regiment, im Felde getroffen. Jetzt Handelswirtschaft; schwer verwundet durch einen Halsschuß, wie ein Wunder davon gekommen, hat aus den Versammlungen sehr ernste Eindrücke gewonnen.

Fürst Wrede hat jetzt Caritas-Landesverband übernommen. Wollten im Odeon eine große Caritas-Versammlung und ich sollte das Schlußwort sprechen. Zur Zeit solche Versammlungen riskiert, wenigstens kann ich nicht sprechen.
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Digitalisat Faulhaber-Edition