Tagebucheintrag vom 8. August 1945⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 119,120,121

Mittwoch, 8.8.45. Stadtpfarrer Muhler: von mir gerufen. Soll die Klage absetzen, die gerichtliche und die canonische gegen die zwei Männer. Der Hauptzweck Karg, früher Gestapo, inzwischen verhaftet. Baumann sei eine neue Quelle, die auf Rösch zurückgehe. Das ist nicht richtig, denn Rösch hat sich äußerst unglücklich selbst hineingesetzt. Jetzt keinen Skandal, die Communisten werden es jetzt nicht aufgreifen und wenn, dann schwebt es bereits.

Pater Provinzial Viktor Koch von den Passionisten Pasing. Er selber in Schwarzenberg wegen Maria Eich. Sie brauchen eine Kirche, im Schloß ungünstig, kein rechtes Kloster also. Respondeo: Ich kann heute, da ich darüber das erste Wort höre, nicht gleich das letzte Wort sprechen. Wir haben nicht vor, zu verkaufen, wenn aber, dann haben sie ein Vorkaufsrecht. Dieses Wort greift er auf. Aber wir denken nicht daran, zu verkaufen. Beide sehr freundlich.

Graf Ulrich Philipp Arco Zinneberg und Gräfin, später Dr. Quint und Dr. Sturm. Erst allgemein über Lage, plötzlich Thesaurus sichern, hier im Haus mit einigen Bildern oder bei Pacifico und späterhin im Kunigland . Responsum: Das Haus hier nicht sicherer als andere Häuser, eher im Gegenteil. Die Grenzen stark gesperrt. Höchstens können höhere Aircraftoffiziere mit Zwischenlandung. Im communistischen Aufruf von gestern, Enteignung der Grafen und Fürsten, also daran denken. Er will zu Nuntius gehen: Ob überhaupt Pacifico daran denkt. Ich werde mit Nuntius sprechen, wenn er einmal hierher kommt.

Luise Scholz, eine Auseinandersetzung mit Hennerfeind. Durch den Gruß, den Brem von mir ausrichtete, sei er mutig geworden und habe vor den anderen sie bis September entlassen und von dieser Stunde an beurlaubt. Ob nun das aufgreifen. Die Liebe darüberbreiten - es wartet andere Arbeit: die Kinder vom Lebensborn und die Findelkinder. Schon darauf angesprochen. Aber nicht ganz wild, sondern im Anschluss. 400. Hennerfeind zurückgegeben.

Schwester Magdalena von den Guthirten: Ich glaubte die Oberin, die aber 1) begleitet zweimal nach Mainz. Meist in fünf Tagen. Auch einmal unter Fliegern. Dann die Brücke gesprengt. Das Haus auswärts soll das eigentliche Haus werden. 2) Ewige Anbetung in der Türkenstraße? Zuerst feststellen, ob die Englischen aufgeben.

Pfarrer Bittel, Garmisch. Seine 3 000 Gefangenen. Es gäbe Missverständnisse - erst ließ man ihn nicht hinein, nach vier Stunden Beichte wollte man ihn nicht mehr herauslassen. Jetzt geordnet. Tiso dort - kann nicht celebrieren. Kaplan Steffen.

Nachmittag Frater Candidus Dengel, Vertreter des Provinzials, Maristenschulbruder, Furth. Mangold, den ich sehr lobe, wird jetzt noch bleiben. Hat sehr viel Verluste. Jetzt Blindenlazarett mit hundert Blinden. Raum in Straubing überfüllt.

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Die Nichte von Generaloberin Desideria , Frau Ministerrat Speckner, möchte Grüße senden und bittet um den Segen. Evacuiert in Holzhausen am Ammersee.

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Elisabeth Wagner, Frauenstraße 36. Dreimal wegen meines Glaubens auf die Straße gesetzt. Keine Hilfe vom Pfarramt erhalten. Gegen Geistliche sehr zurückhaltend, da ich 36-38 unter falscher Führung sehr gelitten habe.

Oberschwester Fortunata Hölldobler, Rotkreuzschwester, übersendet durch Radecker eine Flasche Likör - nicht persönlich hier.

Familie Schmidhuber, Schönharting. Wir freuen uns, daß Sie diese Zeit überlebt haben. Gute Menschen übersenden von uns den Kleinen für Küche. Die Mutter eine Schwester des Seminardirektors von Traunstein.

Narkiewicz: Nicht mehr gesehen, aber gebetet. Wir haben in den letzten zwei Jahren unter dem Nazi-Regime sehr gelitten, ein Wort der Empfehlung, daß der Mann sich wegen Pass an das Hauptquartier wenden kann. Wenn der Mann persönlich sprechen könnte.

Werner Boltz, Wuppertal-Elberfeld, Königstraße 103 A. Meine Nichte Konstanze und seine Schwiegereltern, das Ehepaar Kurt Heinss, seien sehr bekannt gewesen. Seit 1. Januar 45 waren sie bei russischem Arbeiter und haben mir wohl noch geschrieben. Ich frage, ob sie wohl inzwischen ein Lebenszeichen gegeben haben, dann hätte er einen Anhaltspunkt für den Verbleib seiner Schwiegereltern, 3.8.45.

Gräfin Luxburg, Reuthe in Tirol, 27.7.45. Aus München evakuiert, nach Reuthe, jetzt die Tiroler Grenze wieder geschlossen und dürfe nicht zurück. Jetzt erklärt Oesterreich, nur 30 Kilogramm Gepäck und 300 M., alles andere verfällt dem oesterreichischen Staat. Es ist das letzte, was wir gerettet haben. Jetzt kommen wir bettelarm zurück. Ich möge beim oesterreichischen Staat Fürsprache einlegen. Ich lese ihren Hirtenbrief.

Herr Pfarrer, Dr. Hugo Roder, Flensburg / Schleswig, Hospital Sankt Franziskus. Ob er auf Incardination in die Erzdiözese München rechnen dürfe. Der Flug zum Diplomkaufmann Schönbach. Nahm nach drei Stunden die Antwort mit.